Massenverhaftungen zum Neujahrsfest
Von Martina Doering
Zehntausend Kurden sind am Wochenende bei den Feiern zum kurdischen
Neujahrsfest Newroz festgenommen worden, eine gewaltige Zahl. Die meisten
Betroffenen gab es im Südosten der Türkei, dem Siedlungsgebiet
dieser Minderheit. Auch neun Deutsche wurden von den türkischen Sicherheitskräften
verhaftet. Sie werden jetzt einem Richter vorgeführt.
In dieser Region herrscht Ausnahmezustand und damit das Militär.
Journalisten, ausländische Parlamentarier oder Menschenrechtsaktivisten
sind dort nicht gern gesehen. Während des Newroz-Festes aber ist ihnen
der Zutritt verboten. Wer trotzdem fährt, weiß zweierlei: Erstens
kann man mit hoher Wahrscheinlichkeit die Verletzung von Menschenrechten
bezeugen. Zweitens kann man mit hoher Sicherheit selbst Opfer der Repression
werden. Nur handfeste Ergebnisse rechtfertigten ein solches Wagnis.
Damit aber ist nicht zu rechnen: Daß in der Türkei Menschenrechte
verletzt und die Kurden verfolgt werden, ist bekannt. Daß es der
kurdischen Sache nützt, wenn Deutsche verhaftet werden, ist kaum anzunehmen.
Ankara wird seine Politik gegenüber Minderheiten wegen eines solchen
Vorfalls nicht ändern. Der Fakt allerdings, daß neun Deutsche
Probleme haben, erheischt international mehr Aufmerksamkeit, als das Schicksal
von zehntausend verhafteten Kurden. Negative Wirkung einer idealistischen
Aktion.