Polizei: Friedlichen Protest dulden, Terror verhindern
Kölns heißester Sommer: Zwei Gipfel, neun Demos
Von OLIVER MEYER und WERNER SCHLAGEHAN
exp Köln - Köln im Gipfel-Fieber. In drei Monaten wird sich
die Stadt für vier Wochen im Ausnahmezustand befinden. 10.000 Polizisten
werden den EU-sowie den Weltwirtschaftsgipfel schützen. Aber es wird
Proteste geben. Neun (!) Demonstrationen sind jetzt schon geplant.
Polizeidirektor Winrich Granitzka rechnet sogar damit, daß Linksextreme
den Polizeikessel provozieren werden. „So war das bei allen Gipfeltreffen.
Da werden wir wohl keine Ausnahme sein,“ sagte er gestern. Und das erwartet
die Kölner:
Die größte Veranstaltung wird am 19. Juni die Menschenkette
quer durch die Stadt sein. Bis zu 100.000 Personen erwartet der Veranstalter,
die Kampagne „Erlaßjahr 2000“, ein Zusammenschluß mehrerer
Kirchenverbände und Initiativen.
Beginnen wird alles am 29. Mai mit dem „Euromarsch“ (30.000 Teilnehmer).
Vom 29. Mai bis zum 3. Juni gibt es den Gegengipfel zum EU-Gipfel.
Veranstalter: friedlich orientierte Organisationen.
Am 3. Juni demonstrieren 15.000 Studenten der Uni-Köln.
Vom 4. bis 7. Juni tagt der Alternativ-Gipfel der linksextremen Szene.
Amnesty international wird vom 18. bis 20 Juni eine Dauer-Mahnwache
abhalten.
Ebenfalls vom 18. bis 20. Juni wird eine die Gruppe „Shalom International“
demonstrieren. Teilnehmerzahl noch unklar.
Am 19. Juni demonstriert das „Aktionsbündnis 99“ mit rund 25.000
Menschen.
Ein Widerstandscamp der linken Szene wird vom 3. bis 20. Juni eingerichtet.
Ort unklar.
„Friedlichen Protest werden wir dulden und schützen,“ sagt Granitzka.„Wer
Krawall, Terror und Angst verbreiten will, wird knallhart festgenommen.“
Was ihn große Sorge bereitet: „Wenn gegen Kurdenführer Öcalan
ausgerechnet im Juni ein Todesurteil ausgesprochen wird, könnte es
durch radikale PKK-Anhänger zu Ausschreitungen kommen. Wir müssen
die Entwicklung abwarten.“
Denn die Sicherheit der Regierungs- und Staatschefs ist oberstes Ziel.
Allein US-Präsident Bill Clinton wird einen Stab von 1000 Personen
mitbringen. Clinton will mit Bundeskanzler Schröder und dem russischen
Präsidenten Jelzin den Dom besuchen. Wird die Innenstadt dann gesperrt?
„Wir wollen, daß die Kölner die Politiker zu Gesicht bekommen.
Sie werden natürlich durch Personenschützer abgeschirmt. Aber
wir werden die Stadt nicht hermetisch abriegeln und die Kölner Bürger
draußen lassen“, verspricht Granitzka. Die Hotline der Polizei für
Fragen: 229-6690.