Do you remember Artikel 26 Grundgesetz??
Eure Doppelmoral kostet Menschenleben: „Humanitäre“ Bomben auf
Belgrad, Waffenlieferungen und Abschiebungen in die Türkei!!
Wir besetzen heute die Bundesgeschäftsstelle, um gegen den Krieg
der Nato und die deutsche Beteiligung zu demonstrieren. Mit dieser Aktion
wollen wir an die wenigen Menschen aus der Friedens-, Frauen- und aus anderen
sozialen Bewegungen Jugoslawiens erinnern, die sich der rassistischen Politik
Serbiens in den Weg gestellt haben. Wir wollen an die Soldaten erinnern,
die sich weigern, sich an der Vertreibung der albanischen Bevölkerung
zu beteiligen und die aus der serbischen Armee desertiert sind. Und wir
wollen an die zahllosen Flüchtlinge erinnern, die vor dem Bürgerkrieg
und den Massakern geflohen sind und die versuchen, aus den Armenhäusern
und Elendszonen von Mazedonien und Albanien in die reichen Länder
zu fliehen. Ihnen gehört unsere Solidarität und hoffentlich gelingt
es ihnen an den Grenzen von Schengenland und an den Menschenjägern
vom BGS vorbei Zuflucht zu finden.
Schließlich wollen wir an die Generation in Jugoslawien erinnern,
die jetzt zum zweiten Mal in ihrem Leben vor deutschen Bombern in Luftschutzkellern
Zuflucht suchen muß. Die noch genau wissen, wie die Mörder der
deutschen Wehrmacht in Zusammenarbeit mit faschistischen Ustascha Zehntausende
gemordet haben. Gestern vor 58 Jahren, am 6. April 1941 überfiel die
deutsche Wehrmacht zusammen mit ihrem Allianzpartner Italien Jugoslawien.
Am Ende der Operation „Strafgericht“, wie die Nazis ihren Angriffskrieg
nannten, starben auf der jugoslawischen Seite über 1,7 Millionen Menschen,
Zehntausende wurden zu Zwangsarbeit oder in Vernichtungslager verschleppt.
Wir grüßen mit unser Aktion die Überlebenden, insbesondere
die Menschen aus den Partisanenverbänden, denen es gelang, Jugoslawien
von der Nazibarbarei zu befreien. Sie sollen wissen, daß nicht alle
in Deutschland dem Krieg zustimmen.
Das Morden im Kosovo zwänge halt zum Bomben, erklären uns
heute die ehemals friedensbewegten Grünen-SpitzenpolitikerInnen. Mit
der Bombardierung Jugoslawiens haben sie erfolgreich einen Präzedenzfall
geschaffen, mit dem sich trefflich eine neue Weltordnung aufbauen läßt.
Aber der moralisch begründete Angriffskrieg der NATO von heute wird
augenscheinlich nur dann geführt, wenn die Empörung über
„humane Katastrophen“ mit geopolitischen Interessen einhergeht. Ein Minderheitenproblem
muß nur entsprechend instrumentalisiert und medial aufbereitet werden,
dann kann die NATO ihre humanitären Kämpfer schicken. Und
Deutschland ist dabei!
Ganz anders verhält es sich mit der Türkei. Dort vermag das
grünregierte Außenministerium nicht einmal in seinem Lagebericht
erwähnen, daß dort ein Bürgerkrieg herrscht, daß
gemordet, gefoltert und vertrieben wird. Dort gelingt es nicht einmal,
einen Abschiebestopp für die 380 Flüchtlinge im Wanderkirchenasyl
zu erwirken. Für KurdInnen gilt der Menschenrechtseifer der grünen
Juniorpartner nicht. Im Gegenteil: die ersten rot-grünen Waffenlieferungen
an die Türkei werden gerade parlamentarisch auf den Weg gebracht.
Euer Nato-Krieg, den ihr wegen der albanischen Zivilbevölkerung
mitveranstaltet, hat bisher keine Menschenleben gerettet. Im Gegenteil,
dieser Angriffskrieg war der willkommene Katalysator für die Vertreibung
und Massakrierung der albanischen Zivilbevölkerung. Die Opposition
und die Reste von sozialer Bewegung gegen Milosovic haben unter den Bomben
der NATO keine Chance mehr.
Der Krieg in Jugoslawien hat komplexe Ursachen. Die mörderische
Politik der „ethnischen Säuberungen“ basiert auf irrationalem Haß
und langjähriger rassistischer Ausgrenzung der albanischen Bevölkerung.
Sie ist nicht einfach durch Ausschaltung oder Domestizierung von Milosovic
aus der Welt zu schaffen. Eine Lösung liegt eher in der Schaffung
von sozialer Gerechtigkeit und einem Leben ohne Not und Elend auch in den
Peripherien Europas. Auch die kurdischen, nordirischen und baskischen Konflikte
lassen sich wohl kaum durch Bombenangriffe auf die jeweiligen Hauptstädte
lösen.
Wir ergreifen weder für Serben, noch für Albaner Partei.
Es ist nicht an uns, uns an einer Ethnisierung des Sozialen zu beteiligen.
Der Kampf gegen jede Form von Rassismus und Nationalismus bleibt das Gebot
der Stunde. Die Frauen und Kinder auf der Flucht und die Männer, die
sich durch Flucht und Desertation der Beteiligung an der Gewaltmaschine
entziehen, sind die Kriegspartei, auf deren Seite wir stehen.
Im Kampf um offene Grenzen und gegen die Internierung der Flüchtlinge
in Lagern, in der Unterstützung der Flüchtlinge bei der Einreise
ins unsere reichen Länder, beim Grenzübertritt und in der Unterstützung
gegenüber den Behörden könnten unsere Aufgaben liegen.
Der Aufruf von „kein Mensch ist illegal“, eigene Schleusungssstrukturen
für den illegalen Grenzübertritt vorzubereiten, könnte ein
praktischer Schritt sein, die Strategie der Herrschenden zu untergraben,
die Flüchtlinge in den Armenhäusern Europas zu kasernieren und
dort zu vernutzen.
Wir fordern:
Bleiberecht für alle Flüchtlinge und dem Status als Bürgerkriegsflüchtlinge!
Keine Internierung in Lagern! Grenzen auf!
Keine Waffenlieferungen! Schluß mit den Bombardierungen!
Antirassistische Gruppen aus NRW 7.4.99