Kurden die Angst vor Abschiebung nehmen Fall Albersweiler: Heute Gespräch bei Landrätin
ALBERSWEILER (au). Die Zwangsabschiebung der siebenköpfigen Kurdenfamilie,
die in Albersweiler (Kreis Südliche Weinstraße) lebt, kommt
für Landrätin Theresia Riedmaier im Moment nicht in Frage. Das
sagte sie gestern im einem Gespräch mit der RHEINPFALZ.
Der 38 Jahre alte Familienvater hatte am Freitag damit gedroht, sich
selbst zu verbrennen, wenn er, seine Frau und seine fünf Kinder in
die Türkei abgeschoben werden (wir berichteten am Samstag). Er sieht
in seiner Heimat sich und seine Familie in Gefahr. Das türkische Urteil,
mit dem er seine politische Verfolgung zu beweisen sucht, hat das Bundesamt
für die Anerkennung ausländischer Flüchtlinge als nicht
echt beurteilt.
In einer konzertierten Aktion wollen Behörden und Kirche die Familie
überzeugen, daß sie in die Türkei zurückkehren muß.
Andres Gutting, der evangelische Pfarrer der Gemeinde, hat den Bundestagsabgeordneten
Heiner Geißler eingeschaltet. Der CDU-Politiker soll dafür sorgen,
daß eine deutsch-türkische Kommission gebildet wird, die die
Sicherheit der Familie bei ihrer Rückkehr garantiert. Kirchenpräsident
Eberhard Cherdron habe ebenfalls Hilfe zugesichert, damit für die
sieben Kurden der Weg in ihre Heimat erträglich gemacht werde. Unterdessen
solle versucht werden, ihnen die Angst vor der Abschiebung zu nehmen. „Den
kollektiven Selbstmord als Alternative zum Hierbleiben kann niemand wollen“,
beschreibt Gutting das gemeinsame Bemühen, doch noch eine für
alle akzeptable Lösung zu finden.
Diesem Zweck dient auch ein Gespräch, zu dem sich Riedmaier heute
nachmittag mit Gutting, dem Anwalt der Kurden und dem Unterstützerkreis
der Familie trifft. Möglicherweise werden auch Vertreter des Innenministeriums
und des Ausländerbeirats daran teilnehmen. In den Sonntagsgottesdiensten
hatten die Pfarrer von Albersweiler eine ökumenische Erklärung
verlesen, in der sie um Verständnis für die Not und Angst der
Kurden warben. Anlaß war die Drohung verschiedener Gemeindeglieder,
wegen der Hilfe für die Familie aus der Kirche auszutreten.