Grüne lassen räumen und Demba verläßt die Partei
Besetzung der Landesgeschäftsstelle mit Polizei-Einsatz beendet
Streit um NATO-Angriffe in Jugoslawien eskaliert
Die Berliner Grünen-Politikerin Judith Demba ist aus Protest gegen
die polizeiliche Räumung der Landesgeschäftsstelle aus ihrer
Partei ausgetreten. „Der grüne Landesvorstand hat nun auch die letzte
friedenspolitische Maske fallen lassen“, heißt es in einer Erklärung
der 41jährigen Politikerin.
Die Öko-Partei habe sich nun endgültig von außerparlamentarischen
Protestformen verabschiedet, mit dieser „hilflosen Law-and-Order-Politik“
und „kleinbürgerlichen Debatten über Raumaufteilungen“ hätten
die Grünen den „letzten Rest von Glaubwürdigkeit“ verspielt,
so Demba. Die grüne Politikerin, Mitglied des Abgeordnetenhaus, hatte
in den vergangenen Wochen mehrmals mit ihrem Austritt gedroht. Auch über
einen möglichen Wechsel der Politikerin zur PDS war spekuliert worden.
Seit der Regierungsbeteiligung in Bonn und den NATO-Einsätzen
im Kosovo haben etwa 20 Mitglieder die Partei verlassen. Im Dezember war
die Landesvorstandssprecherin Birgit Daiber zurückgetreten und Anfang
des Jahres PDS-Mitglied geworden. Mit Judith Demba verlieren die Grünen
erneut eine wichtige Integrationsfigur des linken Parteiflügels. Die
aus Ost-Berlin stammende, 41jährige Demba hatte 1989 dem Vorstand
der DDR-Grünen angehört und war nach der Wende vor allem als
Gegnerin von Berlins gescheiterter Bewerbung um die Olympischen Spiele
im Jahr 2000 aufgetreten.
Als im Februar PKK-Anhänger vor dem israelischen Konsulat erschossen
wurden, war es dem Landesvorstand nur mit Mühe gelungen, Demba von
einer PKK-Solidaritätsdemonstration abzuhalten. Selbst Vertreter des
linken Flügels sprachen davon, daß sie innerparteilich „isoliert“
sei.
Die grüne Fraktionsvorsitzende Michaele Schreyer sagte, sie teile
den Austrittsgrund nicht. Frau Demba habe jedoch „wertvolle Arbeit bei
der Anti-Olympiabewegung“ geleistet. Schreyer: „Wenn man in der Regierungsverantwortung
ist, kann man manche Gegensätze nicht mehr mit geschickten Resolutionen
überbrücken.“ sol