Doppelte Untersuchung
Schüsse der Israelis sollen zwei Untersuchungsausschüsse
beschäftigen
Wenn nicht doch noch die Vernunft siegt, steht die deutsche Parlamentsgeschichte
vor einem Novum: In Berlin drohen zwei Untersuchungsausschüsse zu
ein und demselbem Thema: den Schüsse am israelischen Generalkonsulat
vor gut zwei Monaten in Berlin, bei denen vier Kurden ums Leben kamen.
Der Innenausschuß des Abgeordnetenhauses beschloß gestern,
sowohl dem Antrag der PDS zum Fragenkatalog für den Untersuchungsausschuß
wie auch den Antrag der CDU als Beschlußempfehlung in die Plenarsitzung
am Donnerstag einzubringen. Zur Installation eines Untersuchungsausschusses
bedarf es 20 Prozent der Stimmen des Parlaments.
Auch die Grünen hatten einen Arbeitsauftrag für das geplante
siebenköpfige Gremium eingebracht. Im Gegensatz zum PDS-Antrag wurde
er jedoch von der CDU im Innenausschuß abgelehnt. Wie der Innenpolitische
Sprecher der CDU-Fraktion, Roland Gewalt, erklärte, stimmte seine
Fraktion gegen den Antrag, da darin auch Fragen zur sogenannten Hauptstadtfähigkeit
der Berliner Behörden vorgesehen waren. Dies wäre, so Gewalt,
nach den Bestimmungen für die Einsetzung eines Untersuchungsausschusses
„rechtens nicht tragbar“ gewesen.
Der Innenexperte der Grünen, Wolfgang Wieland, warf dagegen der
CDU vor, mit ihrem sehr ausführlichen Fragenkatalog etwa unter anderem
zur Organisationsstruktur der PKK in Deutschland den Ausschuß über
den Termin der Abgeordnetenhauswahlen im Herbst verschleppen zu wollen.
Die CDU wolle offenbar von „Versagen“ des Berliner Innensenators Ekhart
Werthebach (CDU) bei der Affäre um die Todesschüsse am Generalkonsulat
ablenken. Mit möglichen zwei Untersuchungsauschüssen würde
die Angelegenheit zur „Farce“ gemacht.
Gewalt unterstrich, die PDS habe noch bis zur Plenarssitzung am Donnerstag
die Möglichkeit, mit der Formulierung eines gemeinsamen Auftrags für
den Untersuchungausschuß „ auf ihn zuzugehen“. Grundsätzlich
wolle die CDU den ganzen Ausschuß nicht, aber man sei rein rechtlich
nicht in der Lage, ihn zu verhindern.
Der Innenexperte der SPD, Hans-Georg Lorenz, betonte, seine Fraktion
halte den Ausschuß für entbehrlich. Es bestehe die Gefahr, daß
der Ausschuß wegen taktischer Finessen ad absurdum geführt werde.
Phillip Gessler