Hamburgs Händler besorgt: Krisen vermiesen das Geschäft
Kurden-Demonstrationen und Proteste gegen den Kosovo-Krieg bescheren
den Kaufleuten starke Umsatzrückgänge
Von Gonne Garling
Die Lage ist gespannt seit den ersten Kurden-Demonstrationen
und Kundgebungen gegen die Nato-Luftangriffe auf Jugoslawien.
Allabendlich demonstrieren Friedensinitiativen und Hamburger Serben
auf dem Gänsemarkt gegen die Luftschläge, den ganzen Tag über
bewachen Polizeikräfte das türkische Konsulat in der Tesdorpfstraße.
Die verschärften Sicherheitsvorkehrungen belasten zunehmend das öffentliche
Leben und die Umsätze der Geschäftsleute in den betroffenen Vierteln.
Zum Salon von Marlies Möller gelangen die Kunden der Star-Friseurin
nur noch an Absperrgittern und Polizeiwagen entlang. Denn im Nachbarhaus
der weißen Villa liegt das türkische Konsulat, die Zufahrt wurde
komplett abgeriegelt. „Unsere Umsätze leiden darunter“, sagt Geschäftsführer
Manfred Möller. „Dramatisch“ sei die Situation kurz nach der Verhaftung
des Kurden-Führers Öcalan gewesen, „aber noch immer haben Kunden
Bedenken, zu uns zu kommen.“ Es wirke abschreckend, wenn Polizisten mit
der Pistole am Gürtel wenige Meter vom Eingang entfernt ihren Wachdienst
leisteten.
Mit einer Eingabe an den Senat wollen die Geschäftsleute und Anwohner
jetzt auf ihre Situation aufmerksam machen. Ihre Forderung: „Das Konsulat
muß verlegt werden“, so Manfred Möller.
Eine Forderung, die in der Umgebung breite Zustimmung findet. Auch
Frank Blohm, Inhaber von Broder’s Figlio Essbar, gegenüber dem Konsulat,
ist den Blick auf Absperrgitter und Einsatzfahrzeuge leid. „Meine Kunden
machen sich Sorgen“, sagt er.
Die geplante Eingabe will er unterstützen. „Die ständigen
Demonstrationen und die unterschwellig permanent vorhandene Gefährdung
auf Dauer kann das ein ganzes Viertel kaputtmachen.“ Umsatzeinbußen
gab es auch bei Blumen Jürs am Mittelweg. „Wenn vor dem Haus Demonstranten
stehen, dann traut sich doch niemand mehr einzukaufen“, meint Mitarbeiterin
Dörte Stimman.
Nicht viel anders die Situation am Gänsemarkt. Dort wird jeden
Abend gegen die Nato-Luftschläge protestiert. Bisher ohne Krawalle,
vieleicht nur aufgrund des starken Polizeiaufgebots. Den Einzelhändlern
jedoch wird das allmählich zuviel. So suchte der Landesverband des
Hamburger Einzelhandels bereits das Gespräch mit Innensenator Hartmuth
Wrocklage, um sich zu informieren, wie lange die gespannte Lage wohl noch
anhalten könne. „Wir haben Verständnis für die Demonstrationen,
zumal sie bisher friedlich verlaufen sind“, sagt Ulf Kalkmann, Geschäftsführer
des Einzelhandelsverbandes. „Es wäre jedoch besser, wenn die Demos
nicht stets auf dem gleichen Platz genehmigt würden.“ So leiden derzeit
die Geschäfte am Gänsemarkt.