Behrens stößt auf taube Ohren
Einsatz des NRW-Innenministers für Asylbewerber erfolglos
Von Reinhard Voss
DÜSSELDORF, 27. April. Der nordrhein-westfälische Innenminister
Fritz Behrens (SPD) ist bei seinen Kollegen mit der Bitte auf Abwehr gestoßen,
sich um ein Bleiberecht für die Teilnehmer des Wanderkirchenasyls
in Deutschland zu bemühen. Die Landesregierungen von Bayern, Hessen
und Baden-Württemberg lehnten es ab, die aus ihren Ländern stammenden
Teilnehmer des nordrhein-westfälischen Wanderkirchenasyls erneut einer
Einzelfallprüfung zu unterziehen. Die bayerische Landesregierung bat
statt dessen die nordrhein-westfälischen Behörden um Amtshilfe
bei der Suche nach untergetauchten abgelehnten Asylbewerbern, um sie schnell
abschieben zu können. Solchen Amtshilfeersuchen aus Bayern würden
die nordrhein-westfälischen Ausländerbehörden „selbstverständlich
nachkommen“, schrieb Behrens dem Fraktionssprecher der Bündnisgrünen
im Düsseldorfer Landtag, Roland Appel. Dieser hatte den Minister aufgefordert,
sich für die Kurden einzusetzen.
Die Landesregierungen in Niedersachsen, Rheinland-Pfalz und Sachsen-Anhalt
reagierten überhaupt nicht auf das Schreiben des Düsseldorfer
Innenministers. Lediglich der Stadtstaat Hamburg folgte der Bitte von Behrens,
prüfte den Fall des aus Hamburg stammenden Teilnehmers des Wanderkirchenasyls
noch einmal - und beharrte auf seiner Abschiebung.
An dem mehr als einjährigen nordrhein-westfälischen Wanderkirchenasyl
für abgelehnte kurdische Asylbewerber hatten sich zuletzt rund 140
Familien und Einzelpersonen beteiligt. Knapp die Hälfte von ihnen
war aus anderen Bundesländern nach Nordrhein-Westfalen geflüchtet,
weil sie sich hier eher Hilfe als in ihren „Heimatländern“ erhofften.
Mitte Januar besetzten sie die Parteizentrale der nordrhein-westfälischen
Grünen und begannen einen unbefristeten Hungerstreik. Politiker der
Grünen und mehrere Pastoren und Pfarrer konnten die Kurden schließlich
zur Aufgabe bewegen, nachdem zumindest den aus Nordrhein-Westfalen stammenden
Teilnehmern verbindlich eine erneute Einzelfallprüfung zugesagt worden
war. Der an diesem Kompromiß maßgeblich beteiligte Landtagsabgeordnete
Siegfried Martsch kritisierte am Dienstag im Gespräch mit der FR den
schleppenden Gang dieser Überprüfungen. Man hangele sich „mühsam
von Ast zu Ast“, wobei sich das Innenministerium „eher als Bremser denn
als Unterstützer“ betätige, klagte Martsch. Er sei dennoch zuversichtlich,
daß mehr als die Hälfte der nordrhein-westfälischen Teilnehmer
dauerhaft bleiben dürften, erklärte der grüne Abgeordnete.