"Armee setzte chemische Waffen gegen Kurden ein"
ith FRANKFURT A. M., 19. Mai. Die türkische Armee ist nach Informationen
der Organisation Kurdischer Roter Halbmond am Dienstag vor einer Woche
mit chemischen Waffen gegen die Guerilla der Kurdischen Befreiungsarmee
ARGK vorgegangen. Am 11. Mai seien bei dem Dorf Balikaya 20 Kämpfer
der ARGK, dem militärischen Arm der kurdischen Arbeiterpartei PKK,
von Raketen mit chemischen Sprengköpfen getötet worden. Balikaya
liegt im Gebiet von Sirnak und Silopi an der Grenze zu Irak. Teile der
Sprengköpfe sowie die Leichen der getöteten seien gesichert worden,
teilte der Kurdische Rote Halbmond mit.
Damit sei zum ersten Mal der Einsatz chemischer Waffen gegen kurdische
Rebellen in der Türkei zu beweisen, erklärte ein Mitarbeiter
der Organisation der FR. Ihm seien drei weitere Fälle aus den vergangenen
zwei bis drei Jahren bekannt: "Es ist selbstverständlich nicht auszuschließen,
daß es viel öfter passiert ist." Bislang sei es stets zu schwierig
gewesen, Beweise sicherzustellen. Die Leichen und die Raketenüberreste
stünden nun für internationale Nachforschungen zur Verfügung.
Der Kurdische Rote Halbmond appellierte an das Rote Kreuz und die UN,
sich des Falles anzunehmen. Der Verein "Appell von Hannover", der sich
für den deutsch-türkischen Dialog stark macht, fordert in einem
Brief den Menschenrechtsbeauftragten der Bundesregierung, Gerd Poppe, auf,
eine wissenschaftliche Delegation vor Ort zu schicken.