Telefonat zu Kurdensturm: Polizei-Chef unter Beschuß
Von Gerhard Lehrke
BERLIN - Ein Telefonat zwischen Polizeipräsident Hagen Saberschinsky
und Innenstaatssekretär Kuno Böse 25 Stunden vor dem Sturm aufs
israelische Generalkonsulat durch Kurden (vier Tote) bringt Aufregung.
Böse hatte den Polizeichef am 16. Februar - ein Tag nach der Entführung
des PKK-Chefs Öcalan aus Kenia in die Türkei - auf die Gefährdung
israelischer Einrichtungen hingewiesen, nachdem Kurden bereits das griechische
Generalkonsulat besetzt hatten. Das Telefonat wurde routinemäßig
aufgezeichnet und jetzt bekannt (siehe Kasten).
Der SPD-Abgeordnete Frank Edel, Mitglied des Untersuchungsausschusses,
der die Vorgänge vom 17. Februar klären soll: „Damit ist klar,
daß die Gefährdung bekannt war.“ Das allerdings ist nicht neu.
Saberschinsky wies den Vorwurf zurück, die Warnung nicht ernstgenommen
zu haben: Seine Äußerungen hätten sich auf die griechische
Einrichtung bezogen. Innensenator Eckart Werthebach (CDU), der von aus
dem Zusammenhang gerissenen Zitaten sprach: „Der Polizeipräsident
hat die angebotene Unterstützung durch den Grenzschutz nur zu diesem
Zeitpunkt abgelehnt.“ Außerdem hätte es die erste Warnung, die
sich konkret auf Israels Konsulat bezog, erst am 17. Februar um 13.20 Uhr
gegeben. Noch morgens sei man davon ausgegangen, daß der Eigenschutz
des Konsulats reiche.
Tatsächlich wurden die zunächst gut 20 Polizisten, die kurz
nach 13.30 Uhr in der Schinkelstraße eintrafen, von den Kurden überrannt.
Die Israelis erschossen vier Eindringlinge.
Auszüge aus dem Gespräch über Gefahren
Böse: ... da ist jetzt also noch mal gesagt worden, daß
auch die Israelis ... die Hände im Spiel haben und daß auch
die israelischen Einrichtungen geschützt werden, werden sie ja eh,
nur noch mal Sensibilisierung“. Saberschinsky: „Ja, ja ja, ist gut, o.k.
Wir schützen die ganze Welt“. B: (das Bundesinnenministerium, d. Red.)
„hat angeboten, ... daß BGS ... zur Verfügung steht. Sollten
wir darauf zurückgreifen?“ S: „Im Moment mal nicht ...“ B: „... dieses
Angebot besteht, wenn dann, bitte darauf zurückgreifen“. S: „Alles
klar“.