Organisationen und Parteien treffen sich in Amsterdam
„Kurdischer Nationalkongreß“ gegründet
Iranische und irakische Gruppierungen nicht beteiligt / Keine Reaktion
aus der Türkei
sw Amsterdam (Eigener Bericht) – Mit einer Gedenkminute, in der an alle
kurdischen Märtyrer erinnert wurde, ist am Pfingstmontag in Amsterdam
der „Kurdische Nationalkongreß“ (KNC) gegründet worden. An der
Gründungsfeier, die von starken Sicherheitsmaßnahmen begleitet
in der früheren Geheimkirche „Rode Hoed“ (Roter Hut) stattfand, nahmen
mehrere hundert Kurden von mehr als 170 kurdischen Organisationen und Parteien
teil. Am heutigen Dienstag sollen bei dem Treffen erstmals 60 KNC-Abgeordnete
gewählt werden.
Die KNC-Mitglieder sollen ein Spiegelbild aller religiösen und
politischen Strömungen innerhalb der kurdischen Gemeinschaft darstellen.
Ziel des KNC sei es, so Agit Helbes vom Kurdischen Informationszentrum,
die nationale Einheit der in Kurdistan und in der Diaspora lebenden etwa
40 Millionen Kurden zu fördern sowie eine politische und friedliche
Lösung auf einer demokratischen Grundlage für das Kurden-Problem
zu finden. Wichtige kurdische politische Parteien wie die iranische
und irakische Kurdische Demokratische Partei (KDP), die Kurdische Sozialistische
Partei (TSK) und die irakische Kurdische Nationale Partei (PUK) von Jalal
Talabani beteiligten sich an der Gründung nicht.
Nach Angaben des Gründungskomitees erhält der KNC eine breitere
Grundlage als das exilkurdische Parlament (PKDW), das „ausschließlich
das von der Türkei besetzte nördliche Gebiet von Kurdistan“ vertritt.
Mit dem Nationalen Congreß gebe es zum ersten Mal eine Plattform,
in der alle Kurden vereinigt seien. Trotz des massiven Protestes der USA
und der Türkei wurde 1995 auf Initiative der türkisch-kurdischen
Arbeiterpartei (PKK) in Den Haag das Kurdische Parlament gegründet.
Als die niederländische Regierung nicht auf die Protestnote der Türkei
reagierte, diese Gründung zu verhindern, war es zu einer „diplomatischen
Verstimmung“ gekommen, in deren Verlauf Ankara seinen Botschafter für
einige Wochen aus Den Haag abberufen hatte.
Bisher hat die Türkei noch nicht auf die Gründung des KNC
reagiert. „Wir warten auf Anweisungen aus Ankara“, heißt es in der
türkischen Botschaft in Den Haag, „denn wir wissen von der Gründung
auch erst seit Ende letzter Woche“. An der Gründung des „Nationalen
Congresses“ wurde seit 1995 gearbeitet und bereits am 14. Dezember 1997
in Brüssel ein 29köpfiges Vorbereitungs-Komitee ernannt.