Kurdenkongreß tagt in den Niederlanden PKK prominent vertreten Spannungen zwischen Ankara und Den Haag
Von Helmut Hetzel Amsterdam
Eine als „Kurdischer Nationalkongreß" bezeichnete Tagung in Amsterdam
hat zu diplomatischen Spannungen zwischen den Niederlanden und der Türkei
geführt. Das türkische Außenministerium in Ankara warf
der Haager Regierung gestern vor, durch die Duldung des Kurden-Kongresses
„terroristische Vereinigungen" zu unterstützen. Der niederländische
Außenminister Jozias van Aartsen entgegnete darauf, das Kurdentreffen
sei durch das Recht auf Versammlungsfreiheit gedeckt. Es verlaufe friedlich.
Bisher gab es in der Tat keine Zwischenfälle auf dem Kongreß,
der im Amsterdamer Kulturzentrum „de Rode Hoed" stattfindet, einem Gebäude,
das während der Reformation im 17. Jahrhundert Katholiken als Zufluchtsort
gedient hat. Etwa 160 Delegierte nehmen an diesem Nationalkongreß
teil. Sie kommen aus Regionen, die zur Türkei, Syrien, dem Irak und
Iran gehören. Auffallend ist, daß zwei große Organisationen,
die Demokratische Partei Kurdistans (DPK) und die Patriotische Union Kurdistans
(PUK) nicht vertreten sind. „Die DPK", so Agit Helbest vom Kurdistan Information
Center in Amsterdam, „arbeitet mit den Türken zusammen." Die
PUK werde vom Iran unterstützt und nehme deshalb nicht teil. Bemerkenswert
ist, daß die Kurdische Arbeiterpartei (PKK), deren Führer Abdullah
Öcalan sich von Montag an in der Türkei wegen Terrors vor Gericht
verantworten muß, prominent anwesend ist. Völlig unklar ist,
wer die kurdischen Delegierten legitimiert hat, für das gesamte kurdische
Volk zu sprechen. Bisher hat der Kongreß, der noch zwei Tage dauern
soll, keine konkreten Forderungen oder Resolutionen verabschiedet. Das
Wichtigste sei, daß man sich überhaupt getroffen habe. So könne
eine breite kurdische Bewegung entstehen, heißt es. Es wird damit
gerechnet, daß auf dem Kongreß die Freilassung Öcalans
gefordert werden wird.