Erster Prozeß wegen Unruhen von Kurden in Berlin
(Neuer Zeuge)
Serie von Verfahren erwartet - Verletzter Polizist kann sich kaum
erinnern
Berlin (AP) Unter scharfen Sicherheitsvorkehrungen hat am Mittwoch in Berlin der erste einer Serie von Prozessen zum Sturm von Kurden auf das israelische Generalkonsulat im Februar begonnen. Die Anklage wirft einem 34jährigen Kurden besonders schweren Landfriedensbruch vor, weil er bei Ausschreitungen in der Nähe einen Polizisten mit einer Baugerüststange verletzt habe. Der als Zeuge geladene Polizist konnte sich nur noch an einen Schlag gegen seinen Arm erinnern.
Die Anklage geht jedoch mindestens von einem zweiten Schlag gegen die Brust des Beamten aus. Die Verteidigung des Kurden glaubt, daß der falsche Mann vor Gericht steht. Der Angeklagte äußerte sich nicht; ein zweiter Polizist erkannte im Zeugenstand in ihm jedoch den Angreifer. Er sagte, an jenem 17. Februar seien etwa 100 bis 150 Kurden und Sympathisanten am Rathenauplatz mit Holzstöcken und Eisenstangen auf die Einsatzkräfte losgegangen. Er habe beobachtet, wie der Angeklagte eine Stange mit beiden Händen umfaßt und auf seinen Kollegen eingeschlagen habe.
Bei dem Sturm auf das Gebäude waren vier Kurden von Sicherheitspersonal erschossen und zwölf schwer verletzt worden. Die Verfahren wegen der eigentlichen Erstürmung sollen erst im Juli beginnen. Nach Angaben von Rechtsanwälten wird ein Verfahren gegen vier kurdische Angeklagte eröffnet, von denen drei durch Schüsse der israelischen Sicherheitsbeamten verletzt worden seien.
Bei dem Prozeß, der am Donnerstag fortgesetzt werden soll, ging
es zunächst um die Vorgänge auf dem etwa 250 Meter entfernten
Rathenauplatz, wo Kurden ebenfalls Polizisten angegriffen hatten. Bisher
wurden 16 Anklagen erhoben, zwei Fälle gelten bereits als erledigt.
Acht Personen sitzen noch in Untersuchungshaft.