Studenten fordern Freilassung von kurdischer Kommilitonin
Für die Freilassung einer in der Türkei verhafteten Kommilitonin hat der »Verband der StudentInnen aus Kurdistan« (YXK) eine bundesweite Kampagne gestartet. Schon über ein Dutzend Studierendenvertretungen und ASten von Hamburg über Göttingen bis Frankfurt haben sich mit Protestresolutionen an das Justizministerium in Ankara gewendet, um die Freilassung der 23jährigen Kunststudentin Sibel Ceylan zu fordern.
Die belgisch-türkische Staatsbürgerin Sibel Ceylan war am 7. Mai am Istanbuler Flughafen von Antiterroreinheiten der Polizei verhaftet worden. Sie hatte zuvor einige Wochen für das »Rechtsbüro des Jahrhunderts«, der Anwälte von Abdullah Öcalan, Übersetzungsarbeiten gemacht. Weil bei ihr eine Kopie der offiziellen Anklageschrift gegen Öcalan für dessen europäische Anwälte sowie ein Kurzfilm des »Mesopotamischen Kulturzentrums« gefunden wurden, steht sie nun unter Anklage, Kurierdienste für die Kurdische Arbeiterpartei PKK geleistet zu haben. Mit dem Film, der diesen Sommer auf einem Filmfestival in Rom gezeigt werden soll, hätte sie zudem das Ansehen der Türkei in Europa schädigen wollen. Das Istanbuler Staatssicherheitsgericht fordert bis zu fünf Jahre Haft für die Studentin. Während der Verhöre in türkischer Haft drohen der jungen Kurdin als angeblicher Terroristin auch Folter und sexuelle Nötigungen.
Der in Köln ansässige »Verband der StudentInnen aus Kurdistan YXK« bestreitet die Vorwürfe gegen sein Mitglied: »Die gesamten Vorfälle sind einzureihen in die Versuche des Staates, die Verteidigung von Abdullah Öcalan mit allen Mittel zu behindern. Wir protestieren gegen Sibels Verhaftung, weil sich der Terrorismus-Vorwurf in keiner Weise rechtfertigen läßt. Die bei ihr gefundenen Materialien sind frei zugängig, und der Film war vom türkischen Kultusminister genehmigt. Also hat sie nichts bei sich getragen, was gegen bestehende türkische Gesetze verstoßen könnte.« Mit Hilfe der Verleumdungen gegen Sibel sollen auch Öcalans Anwälte in die Terrorismus-Ecke gerückt werden. YXK ruft nun dazu auf, Resolutionen für die Freilassung der Studentin an das türkische Justizministerium (Fax 0090/3124191331) und amnesty international (Fax 0044/ 1719561157) zu senden.
Nick Brauns
junge Welt, 14.6.99