Staatsanwalt ermittelt gegen Pfarrer
Beschuldigte unterstützen Göttinger Kirchenasyl für
kurdische Flüchtlinge
Die Staatsanwaltschaft in Göttingen hat Verfahren gegen Unterstützer des Kirchenasyls für kurdische Flüchtlinge eingeleitet. Ermittelt werde gegen zwei evangelische Pfarrer, ein Gemeinderatsmitglied der Katholischen Hochschulgemeinde (KHG) sowie weitere namentlich noch nicht bekannte Mitglieder des Ökumenischen Arbeitskreises Flucht und Asyl Göttinger Kirchengemeinden, sagte der Sprecher der Göttinger Staatsanwaltschaft, Hans-Hugo Heimgärtner, am Freitag auf jW- Anfrage.
Dem evangelischen Göttinger Ausländerpfarrer Peter Lahmann, seinem Vorgänger Knut Wellmann sowie Udo Schnieders von der KHG werde Beihilfe zum Verstoß gegen das Ausländergesetz vorgeworfen, sagte Heimgärtner. Die Beschuldigten seien bereits vorgeladen und vernommen worden.
Lahmann, Wellmann und Schnieders sind Sprecher des Ökumenischen Arbeitskreises, der seit Ende Januar zehn Kurden aus der Türkei Kirchenasyl gewährt. Die Flüchtlinge lebten zunächst in der Kapelle der KHG, wurden Ostern aber in anderen Gemeinden untergebracht. Einige Kurden haben inzwischen befristete Duldungen erhalten.
Pastor Lahmann sagte gegenüber jW, man habe die Unterstützung des Kirchenasyls »nicht bestritten«. Im übrigen sei den Beschuldigten bedeutet worden, daß die Ermittlungen auf Initiative der Generalstaatsanwaltschaft in Celle betrieben würden. Im Zusammenhang mit Kirchenasylen hatte die Staatsanwaltschaft bereits in der Vergangenheit gegen Lahmann und andere Göttinger Pfarrer ermittelt.
Das Unterstützerplenum des Kirchenasyls forderte am Freitag die »sofortige und bedingungslose Einstellung« der Ermittlungen. Die Verfahren seien ein »Vorstoß zur Einschüchterung«, um die Unterstützung für Menschen ohne Aufenthaltspapiere zu unterbinden. Ein Sprecher der Initiative »Kein Mensch ist illegal« betonte, gerade das Kirchenasyl sei »ein Beispiel für die so oft geforderte Zivilcourage«. Damit werde versucht, Menschen zu helfen, die sonst »wahrscheinlich keine Chance mehr auf ein Leben in Sicherheit« hätten.
Reimar Paul