Zehntausende demonstrieren beim Gipfel in Köln
Menschenkette umschloß Innenstadt - Kampagne übergab
Schröder symbolisch 15 Millionen Unterschriften
Köln (AP) - Mehrere zehntausend Menschen haben am Samstag anläßlich des G-8-Gipfels in Köln mit einer Menschenkette und einer Demonstration durch die Kölner Innenstadt gegen die Ausbeutung der Dritten Welt protestiert. Die Veranstalter sprachen von rund 50.000 Teilnehmern am «Tag der Demonstrationen» auf dem Weltwirtschaftsgipfel, die Polizei von maximal 30.000 Demonstranten. Zehntausende bildeten am Mittag eine acht Kilometer lange Menschenkette rund um die Tagungsorte in der Innenstadt, um der Forderung nach einem Schuldenerlaß für die ärmsten Entwicklungsländer Nachdruck zu verleihen.
Zu der Menschenkette hatten vor allem kirchliche Organisationen und Dritte-Welt-Initiativen der Aktion Erlaßjahr 2000 aufgerufen. Die Teilnehmer reichten sich nach Angaben der Veranstalter gegen 14.00 Uhr die Hände und schlossen damit symbolisch den Tagungsort der G-8-Teilnehmer von der Welt ab. Dabei verliehen sie der Forderung nach Schuldenerlaß mit Trillerpfeifen, Kuhglocken und Musikinstrumenten Nachdruck. Viele trugen Transparente wie «Weil einige sehr reich sind, sind viele sehr arm» oder «Auf Euren Gipfeln verhökert ihr das geraubte Gut der Armen».
Bono und Bob Geldof demonstrierten
Unter den Demonstranten waren auch prominente Popmusiker wie der Sänger der Gruppe U2, Bono, und Bob Geldof. Sie appellierten an die in Köln versammelten Spitzenpolitiker, den Mut zu einem wirklichen Schuldenerlaß für die Dritte Welt aufzubringen. Der deutsche Koordinator der Erlaßkampagne, Jürgen Kaiser, erklärte, die Entscheidung der Regierungschefs, den ärmsten Ländern der Welt 70 Milliarden Dollar zu erlassen, sei ein Schritt in die richtige Richtung. Doch gehe er nicht weit genug. Nach wie vor bleibe die Schuldenlast für viele Länder unerträglich hoch.
Bei einem Treffen mit Bundeskanzler Schröder auf dem Heinrich-Böll-Platz übergaben die Organisatoren dem Regierungschef symbolisch 17 Millionen Unterschriften für einen Schuldenerlaß, die die Veranstalter weltweit gesammelt hatten. Schröder betonte dabei, die Regierungschefs hätten in Köln bereits einige wichtige Schritte in Sachen Schuldenerlaß unternommen, und sie wollten auf diesem Weg weitergehen.
Parallel zur Menschenkette fand im Kölner Westen eine Demonstration der linksalternativen Aktion Bündnis Köln 99 unter dem Motto «Ende der Bescheidenheit - Gipfel stürmen» statt, auf der nach Veranstalterangaben rund 15.000 Menschen gegen die Ausbeutung der Dritten Welt, Rassismus und Krieg protestierten. Unter ihnen waren auch mehrere tausend Kurden, die einen fairen Prozeß für den PKK-Chef Abdullah Öcalan forderten.
Polizeieinsatzleiter Winrich Granitzka zeigte sich am abend erleichtert
über den friedlichen Verlauf des Demonstrationstages. «Es gab
keinerlei Zwischenfälle größerer Art. Es war ein schöner
und friedlicher Tag», sagte er. 12.000 Polizisten waren im Einsatz,
um einen reibungslosen Ablauf des Gipfels und der Kundgebungen zu gewährleisten.