fr, 5.7. Rauf Denktaschs neuer Anlauf Im Hintergrund: Zwei Staaten auf Zypern Von Gerd Höhler (Athen) 25 Jahre nach der Teilung Zyperns sind die Aussichten auf eine Wiedervereinigung schlechter denn je. Ankara und der türkisch-zyprische Volksgruppenchef Rauf Denktasch stellen neue Bedingungen für Verhandlungen. Vor fast 16 Jahren rief Denktasch die "Türkische Republik Nordzypern" (KKTC) aus, als deren Präsident er seither fungiert. Auf internationale Anerkennung hat der 75jährige bisher vergebens gewartet. Die Vereinten Nationen ignorieren die KKTC als "illegal", die Inselgriechen sprechen von einem "Pseudostaat", in ausländischen Medien wird der Denktasch-Staat mitunter als "Gänsefüßchenrepublik" verspottet, und die EU läßt nicht mal Orangen aus Nordzypern über ihre Grenzen. Nur die Türkei unterhält mit der KKTC diplomatische Beziehungen. Doch jetzt will Denktasch die langersehnte Anerkennung durchsetzen. Neue Gespräche mit den Inselgriechen soll es nur geben, wenn die zuvor die KKTC als souveränen Staat und ihn als dessen Präsidenten akzeptieren. Daß danach nicht mehr über eine Wiedervereinigung verhandelt werden kann sondern allenfalls über einen lockeren Staatenbund, liegt auf der Hand. Der Appell der G-8-Staaten, die auf dem Kölner Gipfel Griechen und Türken auf Zypern aufgefordert hatten, ohne Vorbedingungen an den Verhandlungstisch zurückzukehren, ging damit ins Leere. Auch in der türkischen Hauptstadt Ankara verbittet man sich jede Einmischung der G 8 in die Zypernfrage. Seit der türkischen "Intervention" auf Zypern im Sommer 1974 herrsche dort Frieden, erklärte Ministerpräsident Bülent Ecevit. Er war es, der 1974 die militärische Besetzung des Inselnordens befahl. Die Türkei kam damit der geplanten Annektierung Zyperns durch die damals in Athen regierende Obristenjunta zuvor. Mit ihrem Eingreifen habe die Türkei seinerzeit auf Zypern eine Entwicklung wie in Bosnien oder Kosovo verhindert, brüstet sich Ecevit nun. Viele griechische Zyprioten glauben immer noch, daß es möglich sein müßte, Türken und Griechen auf der Insel in einem Staat zu vereinen. Aber solchen Visionen erteilte jetzt Ecevit erneut eine klare Absage. Das Zypernproblem kann weder die Nato noch die EU kalt lassen. Welch gefährliche Sprengkraft es nach wie vor hat, zeigten die blutigen Zusammenstöße an der Demarkationslinie im Sommer 1996 und die Kriegsdrohungen, mit denen die Türkei vergangenes Jahr die Aufstellung von Luftwabwehrraketen im griechischen Süden der Insel zu verhinderte. An eine dauerhafte Entspannung zwischen den verfeindeten Nato-Partnern Griechenland und Türkei ist ebenfalls wohl erst zu denken, wenn die Zypernfrage gelöst ist. Der Zypernkonflikt bleibt auch in der EU auf der Tagesordnung. Die Beitrittsverhandlungen mit der griechisch-zyprischen Regierung kommen zwar zügig voran, obgleich boykottiert von den Inseltürken. In der EU mehren sich aber die Stimmen jener, die eine vorherige Lösung des Zypernproblems zur Bedingung für die Aufnahme der Insel machen wollen. Doch das stößt in Athen auf erbitterten Widerstand: Griechenland droht, die gesamte EU-Erweiterung mit einem Veto zu blockieren, falls Zypern der Beitritt verwehrt werden sollte. |