Lausitzer Rundschau, 6.7. Kurden verlassen Kirchenasyl Ausländerbehörde versichert Familie vorerst keine Abschiebung in die Türkei Halberstadt (ADN/ae). Die kurdische Familie, die in den vergangenen sechs Monaten in Athenstedt bei Halberstadt Kirchenasyl gefunden hatte, ist gestern morgen nach Salzgitter in Niedersachsen zurückgekehrt. (RUNDSCHAU berichtete.) Von der dortigen Ausländerbehörde war der Mutter und ihren drei Kindern zugesichert worden, bis zu einer abschließenden Behandlung ihres Asylfolgeantrages keine Abschiebung in die Türkei vorzunehmen. Dennoch bestehe die Gefahr, daß das Bundesamt für die Anerkennung ausländischer Flüchtlinge die neuen Asylgründe ablehne, sagte Pfarrer Hartmut Barsnick gestern in Athenstedt. Am Sonntag waren rund 30 Mitglieder der Kirchengemeinde zu einem Abschiedstreffen in den Pfarrgarten gekommen. Die 31jährige Mutter Gurbet Genc bedankte sich bei allen Helfern für die Unterstützung seit dem 24. Dezember 1998. "Das Beste war die persönliche Zuwendung, die ich hier gespürt habe", sagte sie. Mit allen persönlichen Habseligkeiten fuhr die Familie am Vormittag zur Ausländerbehörde nach Salzgitter. Dort sollten zunächst die Modalitäten wie Unterbringung und soziale Absicherung besprochen werden. Familie Genc war bereits 1988 aus der Türkei nach Deutschland geflohen. Anfang 1998 waren Vater Sadik Genc und Sohn Zeki aus der Wohnung in Salzgitter abgeholt und in die Türkei abgeschoben worden. Pfarrer Barsnick hatte sich im Februar dieses Jahres selbst in die Türkei begeben und die familiären Umstände erkundet. Von dem Vater gab es seit seiner Verhaftung in Istanbul keine Nachricht. Der zehnjährige Sohn Zeki, der in der Türkei bei Verwandten untergekommen ist, möchte auf jeden Fall zu Mutter und Geschwistern zurück. "Es ist ein Vergehen an einer Kinderseele, was hier passiert", sagte der Pfarrer. Das deutschsprechende Kind könne in der Türkei keine Schule besuchen und leide unter den Umständen des dortigen Kulturkreises. Sollten die deutschen Behörden den Gründen des Asylfolgeantrages nicht nachkommen, sieht Pfarrer Barsnick nur einen Ausweg. Er hat 1979 in der Nähe von Toronto in Kanada eine Kirchengemeinde gegründet. Dorthin gebe es gute Kontakte, mit deren Hilfe ein Einreiseantrag in Kanada gestellt werden könnte. Eine Aufenthaltsgenehmigung habe dort Chancen, wenn sich Sponsoren für die Kostenübernahme zum Lebensunterhalt der Familie finden. Zunächst sei aber wichtig, daß sich die niedersächsischen Behörden an den zugesagten Abschiebestopp halten.
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