Gelnhäuser Tageblatt 8.7.99 Öcalan fordert Ankara zum Frieden mit den Kurden auf ANKARA (AP). Der zum Tode verurteilte kurdische Rebellenführer Abdullah Öcalan hat die türkische Regierung aufgefordert, sein Friedensangebot anzunehmen. Anderenfalls könne er die Kontrolle über die Anhänger der Kurdischen Arbeiterpartei (PKK) verlieren. Das teilten die Anwälte des PKK-Chefs am Mittwoch mit. In einem Brief, den Öcalan aus seiner Zelle auf der Gefängnisinsel Imrali schrieb, beschwerte sich der Rebellenführer, Ankara habe noch nicht einmal "Schritte im Schneckentempo" zur Anerkennung der Rechte des kurdischen Volkes unternommen. Das dreiseitige Schreiben habe Öcalan dem Gefängsnisleiter gegeben, sagten seine Verteidiger. Unklar sei, ob der Anstaltsdirektor den Brief auch an die Regierung weiterleitete. Öcalan war in der vergangenen Woche wegen Separatismus und Hochverrats zum Tode verurteilt worden. Während seines Prozesses sagte er, die PKK habe ihr ursprüngliches Ziel eines eigenständigen kurdischen Staates oder einer autonomen Region aufgegeben und fordere jetzt lediglich mehr Rechte für die etwa zwölf Millionen Kurden in der Türkei. Diese erkennt Ankara nicht als Minderheit mit einer eigenen Sprache und Kultur an. Das Todesurteil gegen Öcalan traf auf viel Kritik in der Europäischen Union. Am Mittwoch forderte das italienische Parlament die Regierung in Rom auf, die Vereinten Nationen anzurufen, um die Hinrichtung Öcalans zu verhindern. Unterdessen protestierten rund 2.500 Kurden in der libanesischen Hauptstadt Beirut gegen die Türkei, die sie einen "terroristischen Staat" nannten. Die Demonstranten gaben einem UN-Vertreter einen Brief, in dem sie Generalsekretär Kofi Annan auffordern, gegen die Hinrichtung einzuschreiten. Noch unklar ist, welche Maßnahmen die UN treffen kann. |