Frankfurter Neue Presse, 9.7. Die Polizei holte morgens um 5.30 Uhr die Familie Horum zur Abschiebung ab
Am Frankfurter Flughafen dann der nächste Akt in dem Familiendrama. Hatice Horum rebellierte derart stark gegen die Verfrachtung in das Flugzeug, daß der Pilot der Maschine sich weigerte, die Familie mitzunehmen. Der Bundesgrenzschutz bestätigte der FNP den Zwischenfall, verwies aber auf das laufende Verfahren und gab keine weiteren Auskünfte. Recherchen ergaben, daß die Horums danach zur Verwahrung in die Polizeidirektion Hanau gebracht wurden. Hauptkommissar Krimmel erklärte zwar, daß sich die Familie dort befinde, die Sache sei aber noch im Gange und man nichts dazu sage. Es seien Ärzte und Seelsorger im Einsatz, die sich um die Horums kümmerten. Antonio Gallo, Erster Vorsitzender des Ausländerbeirates der Stadt Nidderau, gab sich tief betroffen über die Nacht- und Nebel-Aktion der Polizei: "Ich war total erschlagen, als ich gehört habe, was da abgelaufen ist", erklärte Gallo. "Mir ist völlig unverständlich, daß wir erst vor kurzem bei der Ausländerbehörde in Gelnhausen vier Wochen Aufschub für die Familie Horum erwirkt haben und plötzlich so eine Aktion gestartet wird. So etwas habe ich noch nie erlebt", schnaubte der Ausländerbeiratsvorsitzende. Mehmet Horum war vor zehn Jahren mit seiner Familie nach Deutschland gekommen, arbeitete bei einer Dachdeckerfirma und wurde dann arbeitslos. Danach wurde sein seit Jahren laufender Asylantrag abgelehnt. Die Behörde entschied, daß er mit seiner Frau und Sohn Ibrahim ausreisen müsse. Die Söhne Musa (26) und Salman (23) dürfen bleiben, da einer Deutscher geworden ist und einer eine Deutsche geheiratet wird. Die Familie wird somit auseinandergerissen. Auch ein Artikel in der Zeitung "Özgur Politika", in der über Verhaftungen von Kurden im Nachbardorf der Heimatgemeinde der Horums berichtet wurde, bewegte die Behörde nicht zum Einlenken. Eberhard Kunz, Rechtsanwalt der Horums, erklärte gestern, daß er am 28. Juni beim Verwaltungsgericht Frankfurt noch einen Eilantrag für den Verbleib der kurdischen Familie in Deutschland gestellt habe, vor allem vor dem Hintergrund des Öcalan-Prozesses in der Türkei. "Den negativen Bescheid bekam ich dann am 6. Juli", berichtete der Jurist, überrascht, daß über den Antrag so schnell entschieden wurde. "Ich hätte diesen nicht gestellt, wenn ich für meine Mandanten keine Gefahr sähe", erklärte Kunz. (mhs) |