sz, 22.7. Geheimdienst verschleppt PKK-Funktionär in die Türkei Zugriff in Moldawien Cevat Soysal ist in Deutschland als Asylbewerber anerkannt / Aktion überschattet Fischers Besuch in Ankara ky. Ankara (Eigener Bericht) - Dem türkischen Geheimdienst MIT ist nach eigenen Angaben ein weiterer Schlag gegen die separatistische Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) gelungen. Ministerpräsident Bülent Ecevit bestätigte in Ankara, daß Cevat Soysal, der zweiter Mann der Europa-Organisation der PKK sei, in einer Geheimoperation verhaftet und in die Türkei gebracht worden sei. Die Festnahme überschattet den Türkei-Besuch von Bundesaußenminister Joschka Fischer, der am Mittwoch begann. Nach offiziellen Angaben wurde Soysal "in einem europäischen Land" festgenommen. Ein PKK-Sprecher dementierte einen Bericht des türkischen Fernsehsenders ntv, wonach Soysal in Deutschland dem Geheimdienst in die Hände gefallen sein soll. Vielmehr sei er in Moldawien gefaßt worden. Der Geheimdienst veröffentlichte ein Photo eines Mannes, der in Begleitung zweier Maskierter aus einem Kleinflugzeug steigt. Das Bild erinnert an die Ergreifung des PKK-Führers Abdullah Öcalan im Februar in Nairobi durch türkische Beamte. Das nordrhein-westfälische Innenministerium teilte mit, Soysal sei seit 1995 in Deutschland als Asylbewerber anerkannt und besitze deutsche Reisepapiere. Er sei nach Erkenntnissen des Landesverfassungsschutzes vor fünf Tagen in Moldawien gefaßt worden. Deutsche Behörden seien an der Festnahme nicht beteiligt gewesen. Nach Informationen des Düsseldorfer Innenministeriums war Soysal unter dem Decknamen "Mehmet Hodcha" Mitglied der Europaleitung der PKK in Brüssel. Nach Auskunft der Stadt Mönchengladbach war er dort gemeldet. Türkischen Angaben zufolge handelt es sich bei dem bisher so gut wie unbekannten Soysal um einen PKK-Mann der ersten Stunde. So sei er zusammen mit dem PKK-Kommandeur Mahsum Korkmaz Mitglied der legendären Siirt-Bitlis-Gruppe gewesen und schon 1979 als Minderjähriger zu 14 Jahren Haft verurteilt worden. Nach Verbüßung von sechs Jahren sei er 1986 ins Ausland geflüchtet. Urspünglich soll Soysal kurdische Untergrundkämpfer in Techniken der Stadtguerilla ausgebildet haben. In Europa sei er für die Finanzierung der PKK verantwortlich gewesen. Nach der Festnahme Öcalans seien Soysals Aktivitäten noch wichtiger geworden, hieß es. Der Bundesanwaltschaft in Karlsruhe hingegen ist der Name Cevat Soysal nicht bekannt, wie eine Sprecherin der Behörde mitteilte. Die PKK bezeichnete ihn als einen Kader der mittleren Ebene. Nach türkischen Angaben befindet sich Soysal schon seit mehreren Tagen in der Türkei. Nach Verhören durch den Geheimdienst sei er der Terrorbekämpfungsbehörde übergeben worden. Außenminister Fischer soll am heutigen Donnerstag in Ankara mit Staatspräsident Süleyman Demirel, Regierungschef Ecevit, Außenminister Ismail Cem und dem Staatsminister für Menschenrechte, Mehmet Ali Irtemcelik zusammentreffen. Geplant ist auch ein Besuch beim IHD, einer in der Türkei tätigen Menschenrechtsorganisation. Am Mittwoch begrüßte Cem Fischer zu einem Privataufenthalt in Istanbul. Im Mittelpunkt der Gespräche stehen das Verhältnis der Türkei zur EU, die Cypern-Frage, der Wiederaufbau des Balkan, die Lage der Menschenrechte in der Türkei und die Kurdenproblematik. |