Anwälte erheben Foltervorwürfe gegen die Türkei Bonn (Reuters) - Schwere Vorwürfe gegen die Türkei haben die beiden deutschen Rechtsanwälte des vor zwei Wochen in die Türkei entführten Kurden Cevat Soysal erhoben. Die Anwälte H.-Eberhard und Renate Schultz verbreiteten gestern eine Erklärung, in der sie der türkischen Justiz vorwerfen, Soysal auch mit Elektroschocks gefoltert zu haben. Sie forderten erneut die Rücküberstellung des Entführten nach Westeuropa und eine internationale Untersuchungskommission über Umstände und Hintergründe der Verschleppung ihres Mandanten. Soysal, der als Asylbewerber deutsche Papiere hatte, war in Moldawien festgenommen worden. Die Türkei wirft ihm vor, ein hoher Repräsentant der kurdischen Arbeiterpartei PKK zu sein. Die deutschen Anwälte berichteten, türkische Anwälte hätten Soysal im Gefängnis in Ankara zu einem überwachten Verteidigergespräch besuchen können. Nach den vorliegenden Berichten sei Soysal danach am 13. Juli in der moldawischen Hauptstadt Chisinau festgenommen worden. Ihm sei so etwas wie ein Sack über den Kopf gestülpt worden und er sei dann mit einem Auto zu einem wartenden Flugzeug des türkischen Geheimdienstes MIT gebracht worden. Soysal sei nach seiner Verschleppung in die Türkei elf Tage lang verhört worden. Dabei habe er unter anderem nackt auf Eisblöcken liegen müssen, sei mit einem Hochdruck-Wasserstrahl abgespritzt worden und habe auch Medikamente und Spritzen erhalten. Die Verteidiger hätten nach Deutschland berichtet, daß sie bei ihrem Mandanten "an den Beinen, Rücken und an den Armen Wundmale festellen mußten". Soysal scheine vergeßlich zu sein und sich nicht mehr konzentrieren zu können. In großer Sorge wandte sich zugleich Frau Bahar Soysal an die Staats- und Regierungschefs der Türkei, Deutschlands und Moldawiens, sich für ihren Mann einzusetzen. Da sie Asyl in Deutschland gefunden hätten, hätten sie selbst, ihr Mann und ihre Kinder sich sicher gefühlt, erklärte Frau Soysal in einem Appell "Gebt mir meinen Mann zurück". |