Provokationen begleiten den Gipfel in Ankara Griechisch-türkisches Diplomatentreffen klammert den Streit um Zypern und die Ägäis aus ANKARA/ISTANBUL. Nach einer Pause von fast zehn Jahren haben sich Diplomaten aus der Türkei und Griechenland in Ankara gemeinsam wieder an einen Tisch gesetzt. Von Astrid Frefel Tourismus, Umweltschutz und Handel: das waren die Themen, die sich die griechischen und türkischen Diplomaten gestern in Ankara als erste vornahmen. Sie bildeten den Auftakt zu einem Dialog, den die beiden Außenminister Jorgos Papandreou und Ismail Cem vor wenigen Wochen vereinbart hatten. Am Montag und Dienstag wird auf Beamtenebene in Ankara verhandelt, am Donnerstag und Freitag dann in Athen. Am Freitag wollen sich Papandreou und Cem in Sarajewo am Rand der Konferenz für den Balkan-Wiederaufbau auch persönlich treffen. Nach fast zehn Jahren unternehmen die beiden Erzrivalen damit wieder einen ernsthaften Annäherungsversuch. Begeisterung ist allerdings weder hüben noch drüben zu spüren. Als Anfang der 90er Jahre Turgut Özal und Andreas Panpandreou - der Vater des heutigen Außenministers - in Davos einen Dialog in Gang setzten, war das die eigene Initative dieser beiden Politiker. Heute ist es vor allem der Druck aus Washington und Brüssel, der die beiden Nato-Partner an den Verhandlungstisch gezwungen hat. Der deutsche Außenminister Joschka Fischer hat bei seinen Besuchen in Athen und Ankara in der vergangenen Woche unterstrichen, wie wichtig ein Spannungsabbau in der Ägäis sei. Auf beiden Seiten wird der Dialog von Mißtönen begleitet. Die Falken in der Athener Regierung unter der Führung von Verteidigungsminister Akis Tsochatzopoulos haben die Treffen scharf kritisiert. Türkische Militärjets sollen letzte Woche ihrerseits ein griechisches Flugzeug mit einem Minister an Bord verfolgt haben. Am Wochenende haben zudem Vertreter der türkischen und der mazedonischen Volksgruppen in Griechenland verlangt, daß sie als Minderheit offiziell anerkannt werden. Die griechische Regierung wertete diesen Vorstoß als eine von Ankara ausgehende Provokation. Athen war offensichtlich der Auffassung, daß es nicht möglich sei, den Dialog abzulehnen, obwohl frühere Versuche kein positives Ergebnis gebracht hätten. Vor allem beim Thema Terrorismus hätte die türkische Seite mit Unterstützung der USA die Regierung Simitis in eine schwierige Position hineinmanövriert, schrieb der Kommentator der griechischen ¸¸Kathimerini''. Das Thema Terrorismus steht in der zweiten Wochenhälfte auf der Agenda. Ankara beschuldigt Griechenland nicht erst seit der Verhaftung von Abdullah Öcalan, die Aktivitäten der PKK zu unterstützen. Jetzt möchte die türkische Regierung die Gegenseite dazu bringen, ein Abkommen zu unterzeichnen, indem sich Athen bereit erklärt, bei der Bekämpfung des Terrorismus zusammenzuarbeiten. Ankara wird Fortschritte in der Annäherung von einer Verständigung in dieser Frage abhängig machen, in einer ersten Runde sollen vertrauensbildende Maßnahmen ausgearbeitet gehen. Die beiden heikelsten Probleme, nämlich der Streit um Hoheitsrechte in der Ägäis und die Zypernfrage, wurden vorerst ausgeklammert. |