Der Spiegel, 9.8. Gewerkschaftsführer erschossen Mit 13 Schüssen streckte ein vorbestrafter Arbeitsloser den Generalsekretär des Gewerkschaftsbundes Türk-Is nieder. Seine Motive sind noch nicht vollständig geklärt. Istanbul - Der Generalsekretär des größten türkischen Gewerkschaftsverbandes Türk-Is, Semsi Denizer, ist in der Nacht zum Samstag erschossen worden. Der mutmaßliche Mörder wurde kurz nach der Tat festgenommen, wie die türkische Nachrichtenagentur Anadolu berichtete. Er mußte bereits wegen eines anderen Tötungsdeliktes sieben Jahre Haft verbüßen und wurde nach türkischen Fernsehberichten nur unter Auflagen freigelassen. Motiv der Bluttat waren nach ersten Aussagen des Festgenommenen Geldstreitigkeiten. Es kursierten am Samstag aber auch Spekulationen über andere mögliche Tatmotive. Der Vorsitzende von Türk-Is, Bayram Meral, sagte Zeitungsberichten zufolge: "Hinter dieser Tat steckt irgendetwas." Denizer und der arbeitslose Mordschütze kannten sich nach Angaben des privaten türkischen Fernsehsenders NTV gut. Denizer war laut Anadolu gegen 23.50 Uhr Ortszeit vor seinem Haus in Zonguldak am Schwarzen Meer angegriffen worden. Der Gewerkschaftführer soll den Täter noch gefragt haben: "Wie viel Geld hast Du bekommen, um mich zu töten?". Der Täter feuerte insgesamt 13 Schüsse ab. Sechs Kugeln trafen den Gewerkschafter in den Kopf. Denizer sei sofort in eine Klinik eingeliefert worden, jede Hilfe kam aber zu spät. Denizer war auch Vorsitzender der Bergarbeitergewerkschaft Maden-Is. Er wurde der "türkische Walesa" genannt und hatte 1991 einen Protestmarsch der Bergleute von Zonguldak nach Ankara organisiert. Er hinterlässt eine Frau und ein Kind.
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