taz, 2.10.1999 Neue Strategie des Islamrats: Dialog und Ausgrenzung Nützliche Idioten Deutschland braucht den Dialog mit seinen Muslimen, nicht zuletzt weil sie fester Bestandtteil der Gesellschaft sind. Und es ist nicht nur für gläubige Muslime unerträglich, wenn sie ein Randdasein führen, ihre Gebetshäuser ein unwürdiges Dasein in Hinterhöfen fristen. Die Reife einer multireligiösen Gesellschaft zeigt sich vor allem darin, welchen öffentlichen Raum die Mehrheit den religiösen Minderheiten zubilligt. Doch damit steht es in Deutschland bekanntlich nicht zum Besten. Kaum werden Pläne für den Bau repräsentativer Moscheen bekannt, formiert sich Widerstand - in Duisburg, in Mannheim, in Augsburg. Kaum wird die Forderung nach islamischem Religionsunterricht an deutschen Schulen erhoben, grassieren dumpfe Ängste. Es ehrt die Eliten der Bundesrepublik, dass sie sich um eine Verbesserung dieser gestörten Beziehung bemühen. Christlich-muslimisch-jüdische Dialoge wie in Berlin sind immer gut. Aber gut Gemeintes wird sehr schnell schlecht, wenn es blauäugig getan wird. Wer sich mit exponierten Vertretern des politischen Islam auf ein Podium setzt und es gleichzeitig hinnimmt, dass kritische Journalisten ausgeschlossen werden, erweist nicht nur der Demokratie einen schlechten Dienst. Er muss sich gleichzeitig den Vorwurf gefallen lassen, sich zum nützlichen Idioten zu machen. Dialog mit Islamisten? Ja, aber nur wenn gleichzeitig eine kritische Öffentlichkeit zugelassen ist. Eberhard Seidel
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