Yahoo, 4. Oktober 1999, 19:02 Uhr
Italienisches Gericht gewährt Öcalan politisches Asyl
Anwälte erhoffen sich Druck auf türkische Behörden

Rom (AP) Fast acht Monate nach der Gefangensetzung Abdullah Öcalans in der
Türkei hat ein römisches Gericht am Montag dem inzwischen zum Tode
verurteilten Chef der Kurdischen Arbeiterpartei (PKK) politisches Asyl
gewährt. Das teilten die italienischen Anwälte Öcalans am Montag in Rom
mit. Zwar könne der als einziger Gefangener im Hochsicherheitsgefängnis auf
der Insel Imrali im Marmarameer einsitzende PKK-Führer nicht mehr in den
Genuss des Asylrechts kommen, erklärten die Anwälte weiter, sie äußerten
jedoch die Hoffnung, dass damit der Druck auf die türkischen Behörden,
Öcalan nicht hinzurichten, verstärkt werde.

Öcalan hatte im November 1998 in Italien um politisches Asyl nachgesucht.
Damals hatte die italienische Regierung zu verstehen gegeben, dass sie
einen längeren Aufenthalt des kurdischen Guerillaführers nicht wünsche,
worauf dieser Italien im Januar wieder verließ und am Ende einer
undurchsichtigen Odyssee in der Griechischen Botschaft in Kenia landete.
Unter bisher nicht gänzlich geklärten Umständen wurde Öcalan dann offenbar
unter Vorspiegelung falscher Tatsachen aus der Botschaft in Nairobi zum
Flughafen gebracht und dort von kenianischen Polizisten an schon wartende
türkische Agenten übergeben, die ihn mit einem zivilen Privatflugzeug in
die Türkei brachten. Er wurde dort vor Gericht gestellt und im Sommer wegen
mehrfachen Mordes, separatistischer Betätigung und Landesverrats zum Tode
verurteilt.