ap, 16.10.1999, 01:26 EU-Staaten weitgehend einig über erweiterte Beitrittsgespräche Schröder setzt sich für Türkei als EU-Kandidat ein Tampere (AP) - Die EU-Länder sind sich offenbar weitgehend einig darin, sechs weitere Staaten in die Gespräche über einen Beitritt zur Europäischen Union einzubeziehen. Der portugiesische Ministerpräsident Antonio Guterres sagte am Freitagabend nach einem Abendessen der Staats- und Regierungschefs beim EU-Sondergipfel in Tampere: «Ich erwarte, dass (beim nächsten EU-Gipfel) in Helsinki die Entscheidung fallen wird, die Verhandlungen mit sechs weiteren Kandidaten aufzunehmen.» Der niederländische Ministerpräsident Wim Kok sagte, es geben einen breiten Konsens unter den Regierungschefs, dass es wünschenswert sei, «die künstlichen Unterscheidungen zwischen den Kandidaten zu beenden». Kok erklärte, beim gemeinsamen Abendessen sei stundenlang über die nächsten Schritte der EU-Erweiterung gesprochen worden. In Helsinki «werden wir ihnen ihre Startpapiere geben». Derzeit verhandelt die EU mit Ungarn, Polen, Tschechien, Estland, Slowenien und Zypern über deren Beitritt. EU-Kommissionspräsident Romano Prodi hält die Aufnahme erster Neumitglieder aus dieser Gruppe ab 2003 für machbar. Die EU-Kommission hatte am Mittwoch die Aufnahme von Verhandlungen mit weiteren sechs Bewerbern - Litauen, Lettland, Slowakei, Rumänien, Bulgarien und Malta - empfohlen und will auch die Türkei in den Kreis der anerkannten Aspiranten integrieren. Die Entscheidung darüber soll beim EU-Gipfel am 11. und 12. im Dezember in Helsinki fallen. Bundeskanzler Gerhard Schröder will sich bei seinen Kollegen persönlich für eine Anerkennung der Türkei als offizieller Beitrittskandidat einsetzen, wie sein außenpolitischer Berater Michael Steiner in Tampere ankündigte. Der britische Premierminister Tony Blair erklärte seine Unterstützung. «Es wird eine Einigung in Helsinki geben, dass die Türkei künftig als Kandidat behandelt wird», sagte Blair. In Regierungskreisen wurde betont, dass die Zuerkennung des Kandidatenstatus für die Türkei nicht gleichbedeutend sei mit der Aufnahme von Beitrittsverhandlungen. Bevor die EU Verhandlungen anbieten könne, müsse Ankara die Beitrittskriterien erfüllen.
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