Die Presse (Wien), 19.10.1999 Pannen bei Bebenhilfe Türkei. Die Hilfsbilanz nach dem Katastrophenbeben in der Türkei ist ernüchternd. ISTANBUL (apa). Zwei Monate nach dem schweren Erdbeben vom 17. August bietet sich in der betroffenen Region in der Türkei ein ernüchterndes Bild. Noch immer hausen viele Erdbebenopfer in oft undichten Zelten. Staatspräsident Süleyman Demirel und Regierungschef Bülent Ecevit übergaben zwar dieser Tage mehrere tausend Fertigbau-Hütten an Betroffene, doch diese Geste konnte über das anhaltende Obdachlosen-Problem nicht hinwegtäuschen: Im Unglücksgebiet, das vor dem Beben eine der am dichtesten besiedelten Regionen des Landes war, können nur zehn Prozent der Menschen in ihren eigenen Wohnungen leben. Die Zeitung "Cumhuriyet" titelte am Montag: "Geisterstädte im Katastrophengebiet". Vor Winterbeginn in wenigen Wochen müssen noch Zehntausende mit einem Dach über dem Kopf versorgt werden. Es gibt erhebliche Zweifel, daß dies gelingt. Zu viel bürokratische Schwerfälligkeit behindert den Fortgang der Hilfsmaßnahmen. So etwa wartet ein Großindustrieller seit zwei Monaten auf die Zuteilung von Baugrundstücken für 700 gespendete Fertighäuser. Auch bei der Verwendung ausländischer Hilfsgelder macht Ankara keine gute Figur. Wirtschaftsminister Recep Önal erwähnte jüngst, die Regierung habe 500 Millionen Dollar (6,33 Milliarden Schilling) Hilfsgelder des Internationalen Währungsfonds nicht für die Bebenopfer, sondern zur Bezahlung der Beamtengehälter ausgegeben. Ein öffentlicher Proteststurm folgte.
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