Berliner Zeitung, 21.10.99 TÜRKEI: Modernisierung des Waffenarsenals BERLIN, 20. Oktober. Seit Jahren bemühen sich die türkischen Generäle um den deutschen Kampfpanzer Leopard II-A-5. Er wird von Experten als der beste Panzer der Welt angesehen. Insgesamt ist die Türkei an 1 000 Panzern interessiert, die auch in Lizenzproduktion in der Türkei hergestellt werden sollen. Der Auftrag, dessen Umfang auf 14 Milliarden Mark geschätzt wird, wird dem Münchner Rüstungskonzern Krauss-Maffei-Wegmann und den Zulieferbetrieben rund sechs Milliarden Mark einbringen. Der Staatssekretär für die Rüstungsindustrie im türkischen Verteidigungsministerium, Yalcin Burcak, hatte im vergangenen Winter in Bonn den Wunsch nach Abschluss eines deutsch-türkischen Rüstungsabkommens in Sachen Leopard noch einmal vorgetragen. Er machte darauf aufmerksam, dass die Türkei fünf Bewerber - aus Deutschland, den USA, Frankreich, Italien und der Ukraine - ins Auge gefasst hat. Bis Ende November müssen die Firmen, die sich an der Ausschreibung beteiligen, ihre Geräte in die Türkei gebracht haben. Von Januar an sollen die Panzer ein Jahr lang getestet werden. Die Türkei hat für eine Million Dollar eigens ein Testgelände gebaut. Als schärfster Konkurrent des Leo II gilt der Kampfpanzer Abrams M1A2 von General Dynamics. Die Amerikaner betreiben mit Hilfe ihrer Regierung in Ankara intensive Lobby-Arbeit. General Dynamics soll angeboten haben, der Türkei 350 gebrauchte M1 zu schenken. Militärlieferungen an die Türkei waren in der Vergangenheit stets ein heikles Thema. Immer wieder gab es Berichte, dass aus Deutschland gelieferte Waffen im Kampf gegen die Kurden eingesetzt wurden. Nachdem die kurdische Arbeiterpartei PKK das Ende ihres Kampfes erklärt hat, sollte die Situation nach Meinung etlicher deutscher Politiker neu überdacht werden. Die Panzerwünsche Ankaras sind Teil einer groß angelegten Modernisierung aller drei Waffengattungen der türkischen Armee. Unter strengster Geheimhaltung sind die Generale und Admirale dabei, für viele Milliarden hochmoderne Rüstungsgüter anzuschaffen. Mit jährlich etwa acht Milliarden Dollar machen die Verteidigungsausgaben der Türkei vier bis fünf Prozent des Bruttoinlandsprodukts aus - mehr als in jedem anderen Nato-Staat. Die Ist-Stärke der türkischen Streitkräfte - etwa 505 000 Soldaten - blieb auch nach dem Ende des Kalten Krieges nahezu konstant. (dpa) |