Lausitzer Rundschau, 30.11.1999 Erdbebenopfer in der Türkei schutzlos vor dem Winter Häuser fehlen / Baby bei Brand in Zeltlager getötet (AFP/uf). Wegen mangelhafter Unterstützung der Erdbebenopfer haben türkische Medien gestern die Regierung in Ankara scharf kritisiert. Sie werfen der Regierung vor, bei der versprochenen Lieferung von 26 000 Fertighäusern für die Opfer des Erdbebens vom 17. August diesen Jahres versagt zu haben. Die Regierung hatte versprochen, die Häuser vor dem 30. November in die Provinzen Izmit-Kocaeli, Sakarya, Yalova und Bolu zu liefern. In ihnen sollte ein guter Teil jener 600 000 Menschen wohnen, die seit dem Beben obdachlos sind und bislang in der Kälte campieren. Die schlechten Lebensbedingungen in den Zeltlagern haben in den letzten Tagen zu mehreren Bränden geführt, berichtet der türkische Fernsehsender NTV. In Izmit, dem Epizentrum des August-Bebens, sei dabei gestern ein drei Monate altes Baby gestorben. Bereits am Donnerstag hatte ein Leck in einer Gasflasche zu einem Brand im Lager von Duzce geführt. Auch dabei war ein Baby getötet worden. Duzce war das Epizentrum des zweiten schweren Bebens am 12. November. Nach Angaben der Tageszeitung "Hurriyet" sind am Tag vor Fristende nur 8500 der versprochenen 26 000 Häuser bezugsfertig; mit dem Bau von 4500 weiteren wurde noch nicht einmal begonnen. Behördenvertreter betonten dagegen, der Bau der Häuser sei beendet, es müssten nur noch kleinere Mängel beseitigt werden. "Mindestens 23 500 Häuser können den Opfern übergeben werden", sagte der Unterstaatssekretär im Bauministerium, Raci Akyol. Nach Presseberichten jedoch sind bei der Mehrzahl der von der Regierung als fertiggestellt bezeichneten Häuser nur Wände und Dächer vorhanden. Es gebe weder fließendes Wasser noch Strom. Zeitungen und Fernsehen zeigten Bilder von unordentlichen und verschlammten Baustellen, manche sind nach starken Regenfällen, die letzte Woche in der Region niedergingen, überflutet.
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