Die Welt, 1.12.99 Lebenslange Haftstrafe für linksextremen Türken Das Hanseatische Oberlandesgericht hat am Dienstag einen 33-jährigen Türken wegen Mordes und versuchter Geiselnahme zu lebenslänglicher Haft verurteilt. Der Verurteilte ist ein hoher Funktionär eines Flügels der linksextremistischen türkischen Organisation der Devrimci-Sol (DHKP-C). Nach Ansicht des Gerichts hat der 33-Jährige im April 1997 in Wilhelmsburg einen türkischen Imbiss-Betreiber erschossen. "Ein Mord, der aus dem Streit um den Verkauf der Parteizeitung für fünf Mark entstand", sagte der Vorsitzende in der Urteilsbegründung. Außerdem war der Verurteilte an einem Mordanschlag auf ein Mitglied eines verfeindeten Flügels der Organisation beteiligt und verwirklichte die versuchte Geiselnahme. Nach Überzeugung des Oberlandesgerichts ist der 33-Jährige für die Organisation der Partei-Arbeit in Hamburg verantwortlich. Seit Anfang Februar steht der Türke vor Gericht. Er hatte die Tat bestritten und sich für eine gewaltfreie Lösung des Konflikts ausgesprochen. Dev-Sol ist in Deutschland seit 1983 als terroristische Vereinigung verboten. Sie hatte sich in zwei Flügel gespalten, benannt nach deren damaligen Anführern "Karatas" und "Jagan". Seit 1993 tragen die beiden Flügel ihre Differenzen europaweit gewaltsam aus. Der Schwerpunkt der Auseinandersetzungen liegt in Hamburg. lno |