Nürnberger Zeitung, 9.12.1999 Rätselraten über Abberufung im Asyl-Bundesamt Dusch überraschend nach Berlin versetzt NÜRNBERG/BERLIN (NZ). - Der Präsident des Bundesamtes für die Anerkennung ausländischer Flüchtlinge, Hans Georg Dusch, ist von seinem Posten in Nürnberg abgezogen worden. Er hat nach offiziellen Angaben eine "Sonderaufgabe" im Bundesinnenministerium übernommen und soll dort die Rechtsprechung des Europäischen Gerichtshofes analysieren. Über die Gründe der überraschenden Abordnung nach Berlin kurz vor der Pensionierung des langjährigen Präsidenten wird in der Nürnberger Behörde noch gerätselt. Nach Informationen der NZ, die vom Bundesinnenministerium bestätigt wurden, läuft seit einigen Monaten eine Untersuchung über die Amtsführung Duschs, wegen der es offensichtlich zu Beschwerden gekommen ist. Mit Hinweis auf das schwebende Verfahren wollte der Sprecher des Ministeriums, Lutz Meyer-Bruns, keine näheren Angaben über die Hintergründe der Vorwürfe machen. Er lehnte auch jede Angabe darüber ab, ob der Präsident des Bundesamtes nach der angeblich befristeten Abordnung wieder nach Nürnberg zurückkommt. Das Bundesamt wird in der Zwischenzeit von Vizepräsident Wolfgang Weickhardt kommissarisch geleitet. Bei der Belegschaft des Bundesamtes kursieren Spekulationen, die Abberufung des Präsidenten könnte damit zusammenhängen, dass dieser aus Berliner Sicht den Personalabbau nicht energisch genug vorangetrieben haben könne. Als der als "Hardliner" geltende Dusch 1996 zum zweiten Mal an die Spitze des Bundesamtes rückte, hatte er angesichts zurückgehender Asylbewerberzahlen die undankbare Aufgabe, die Zahl der Mitarbeiter von 4000 auf 2500 zu reduzieren. Nach Angaben des Bundesamtes, wo man von einem "sehr langsamen, sozialverträglichen Abbau" spricht, stehen derzeit noch 400 Stellen zur Disposition. Im Bundesamt wie auch im Bundesinnenministerium lehnt man es gegenwärtig ab, sich an Spekulationen über einen möglichen Nachfolger zu beteiligen. Meyer-Bruns: "Herr Weickhardt hat die Amtsgeschäfte übernommen. Was darüber hinausgeht, kann ich nicht sagen." Schilys Sprecher hob die "Fachkompetenz" des Präsidenten in Asylfragen hervor, die man jetzt in Berlin brauchen könne. Der Jurist Hans Georg Dusch hat Erfahrungen im Umgang mit Politikern. 1975 holte ihn SPD-Staatssekretär Hartkopf als persönlichen Referenten nach Bonn, obwohl Dusch bekennendes CDU-Mitglied war. Nach dem Regierungswechsel 1982 wurde er bei Innenminister Zimmermann (CSU) Leiter des Ministerialbüros. Vorher hatte er zwischen 1978 und 1982 das Nürnberger Bundesamt geleitet. Ab 1985 bis zum Antritt seiner zweiten Amtszeit in Nürnberg 1996 stand Dusch an der Spitze des Bundesamtes für Zivilschutz. Dietmar Wittmann
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