Frankfurter Rundschau, 9.12.1999 Öcalan plädiert für EU-Kandidatur Ankaras ATHEN, 8. Dezember. PKK-Chef Abdullah Öcalan hat aus seiner Zelle auf der Gefängnisinsel Imrali an die Europäische Union appelliert, die Türkei "ohne Bedingungen" als Beitrittskandidaten zu akzeptieren. Das werde die Menschenrechtsreformen in seinem Land beschleunigen, schrieb Öcalan in einer am Mittwoch von seinen Anwälten verbreiteten Erklärung. Die EU-Regierungschefs wollen bei ihrem Gipfeltreffen in Helsinki über die türkische Kandidatur entscheiden. Einer Annäherung der Türkei an Europa steht, neben vielen anderen Problemen, die Todesstrafe entgegen, wie auch türkische Regierungspolitiker einräumen. Öcalan war Ende Juni wegen Hochverrats zum Tode verurteilt worden. Die letzte Hinrichtung fand in der Türkei 1984 statt. Auch in der jüngsten Ausgabe der pro-kurdischen Zeitung Özgür Politika spricht sich Öcalan für eine EU-Kandidatur der Türkei aus und wirft zugleich Griechenland vor, dies zu hintertreiben. In der Türkei wehe der "Wind des Wandels", die Reformkräfte gewännen an Einfluß, zitiert die Zeitung den PKK-Chef. Aber Griechenland wolle die Annäherung der Türkei an Europa verhindern, Athen stelle sich "dem Frieden und der Verbrüderung entgegen", sagte Öcalan der Zeitung zufolge.
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