Özgür Politika, 10.07.2001

Die Wahrheit von Korfu

Die Pläne der Länder, die im internationalen Komplott eine Rolle eingenommen haben, treten einer nach dem anderen zutage. Andonis Naksakis, Offizier im Ruhestand der griechischen Marine, sowie der Journalist Petros Kasimatis haben den gemeinsamen Plan der USA, Griechenlands und der Türkei öffentlich gemacht, nach dem der PKK-Vorsitzende Abdullah Öcalan von der Insel Korfu entführt werden sollte.

Von IRFAN DOGAN

Wie der griechische, pensionierte Marineoffizier Adonis Naksakis erklärt hat, war beabsichtigt, den PKK-Vorsitzenden Abdullah Öcalan mit Billigung der USA mit einem aus der Türkei gebrachten Flugzeug von der Insel Korfu zu entführen. Der ehemalige Admiral Naksakis nahm vor ein paar Tagen als Studiogast an der Sendung "Streng geheim" des TV-Kanals "Extra" unter der Moderation des Journalisten Petros Kasimatis teil. Dabei gab er wichtige Erklärungen über die Zusammenarbeit zwischen den USA, Griechenland und der Türkei im internationalen Komplott gegen den PKK-Vorsitzenden Abdullah Öcalan ab. Naksakis, der Öcalan auf dem Weg von Russland nach Athen begleitete, teilte mit, dass Kostas Simitis als Ministerpräsident Griechenlands bewusst eine Rolle im Komplott gespielt habe. Demnach habe Simitis Öcalan die Einreise gestattet, um ihn von Korfu aus direkt an die Türkei auszuliefern. Für die geplante Operation auf Korfu sei ein Fugzeug des Typs Falcon aus der Türkei über Zürich herbeigebracht worden. In Bezug auf die Rolle der USA erklärte Naksakis: "Die Kosten für die Tarnung des Flugzeuges haben die USA übernommen. Nach diesem Plan sollte das Flugzeug mit Öcalan in Rumänien zum Auftanken zwischenlanden und weiter in die Türkei fliegen. Aus diesem Grund befand sich auch der damalige Verteidigungsminister Cuhacopulos in diesen Tagen in Rumänien. Weil jedoch das Flugzeug mit dem Jeep zusammenstiess, in dem Öcalan sich befand, lief dieser Plan ins Leere und die Pläne wurden von einem Moment auf den anderen auf Kenia umgeleitet."

´Simitis liess die Dokumente vernichten`
Der Fahrer des Landrovers, in dem Öcalan sich befand, sei über die Situation informiert gewesen und habe den Unfall absichtlich herbeigeführt, so Naksakis. Bei der Reparatur des Flugzeuges seien wiederum die USA mit 3.5 Millionen Drachmen behilflich gewesen. Nach der erfolglosen Operation sind die auf Befehl der Regierung Simitis die Dokumente, die die Gespräche der Falcon mit dem Kontrollturm des Flughafens auf Korfu belegen, vernichtet worden. Wie Naksakis weiterhin erklärte, sei auch das Fugzeug, dass Öcalan von Kenia aus in die Türkei brachte, vom Typ Falcon gewesen und habe die Fahne Malaysias getragen.

´Es wurde auf die Reperatur gewartet`
Als Begründung, warum in Kenia 15 Tage mit der Entführung Öcalans gewartet wurde, führte Naksakis aus: "Weil nicht in Betracht gezogen werden konnte, dass irgendein Flugzeug aus einem anderen Land beschafft wird, und die Reparatur des bei dem Unfall beschädigten Flugzeuges ungefähr 15 Tage in Anspruch nahm, liess man Öcalan für diese Zeitdauer in Kenia warten."

Der Komplott wurde in Davos beschleunigt
Die Pläne zur Entführung Öcalans von Korfu in die Türkei wurden auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos/Schweiz am 30. Januar 1999 beschleunigt. Dort kam es zu einem Treffen zwischen den USA und Russland, bei dem ein Abkommen geschlossen wurde, nachdem Öcalan dazu gezwungen werden sollte, Russland zu verlassen. Russland nutzte die Existenz Öcalans in den Verhandlungen über die Aufteilung des Erdöls im Kaukasus. Russische Erdölfirmen erhielten den Zuschlag für den Vertrieb des kasachischen Erdöls im Gegenzug zu der Zusage, Öcalan aus dem Land zu schaffen. Der griechische Geheimdienstler Savas Kalenderidis, der den Auftrag erhalten hatte, Öcalan zu überzeugen, gab offizielle Zusicherungen ab, dass Öcalan von der griechischen Regierung geschützt werde. Öcalan flog von Minsk in Weissrussland nach Athen.

Hundert Meter vor Erreichen des Flugzeuges wird jedoch der Fahrer des Landrovers ausgewechselt. Wie es heisst, hatte der Militärfahrer erklärt, er sei ein Bewunderer Öcalans und wolle ihn, wenn auch nur für einen Moment, begleiten. Der Landrover mit dem ausgewechselten Fahrer stösst mit dem Flügel des Flugzeuges zusammen, womit das Flugzeug ausser Kraft gesetzt ist. Während es auf Korfu keinerlei offiziellen Aufzeichnungen über das Flugzeug gibt, werden die Ausgaben für das verunglückte Flugzeug von der griechischen Zivilluftfahrtsorganisation beglichen. Nach normaler Prozedur werden die Schäden eines verunglückten Flugzeug von der versicherten Gesellschaft getragen. Aber zu dieser Prozedur kommt es nicht, wodurch bestätigt wird, dass das Flugzeug illegal war. Einen Tag später erscheint in den griechischen Medien die Meldung: "Am Montagabend um 18 Uhr landete ein Privatjet des Typs Falcon unter malaysischer Flagge mit der Nummer 9M BAB auf der Insel Korfu." Auch diese Meldung belegt die Geheimhaltung des Flugzeuges.

Ein weiterer Aufmerksamkeit erregender Fakt liegt darin, dass das Flugzeug eine malaysische Flagge trug, ebenso wie das Flugzeug, das Öcalan von Kenia in die Türkei brachte. Diese Informationen zeigen, dass es ausser dem Kenia-Plan auch noch den Korfu-Plan gegeben hat. (...)