Özgür Politika, 16. Januar 2002 Beteiligung von allen Seiten MHA / ADANA / VAN / BINGÖL Die Kampagne für muttersprachliche Ausbildung findet überall Unterstützung. Studierende der Cukurova-Universität protestierten gegen die Repression gegen die Muttersprachen-Forderung und gegen die HADEP. In Van hängten Studierende ein Transparent auf. Die Demokratie-Plattform Bingöl gab eine Solidaritätserklärung ab. Die Initiative für muttersprachlichen Unterricht gab gestern eine Presseerklärung in der Kantine der Cukurova-Universität in Adana ab, in der die Sprecherin der Initiative, Ceyda Cetin, die gegen Studierende und HADEP gerichtete Repression als antidemokratisches Vorgehen verurteilte. "Als kurdische Studenten und Studentinnen fordern wir die sofortige Beendigung der Repression", so Cetin, die ausserdem zur Unterstützung der vollkommen demokratischen, menschlichen und berechtigten Forderung aufrief. Im Anschluss an die Presseerklärung hielten die Studierende einen symbolischen Kurdisch-Unterricht ab und veranstalteten einen fünfminütigen Sitzprotest. (...) TRANSPARENT AUFGEHÄNGT Im Kreis Ceyhan bei Adana wurden von 70 von Elternvertretern eingereichten Anträgen auf muttersprachlichen Unterricht vier angenommen. (...) In Van wird weiter gegen die Repression der Staatskräfte protestiert. Eine Gruppe Jugendlicher hängte vorgestern nacht ein fünf Meter langes, mit ´Initiative Demokratische Jugend` unterzeichnetes Transparent an der Vorderfront der Japanischen Passage auf, auf dem die Parolen standen: "Die Hände derer, die sie nach den Studierenden ausstrecken, sollen brechen", "Die Repression kann uns nicht einschüchtern" und "Muttersprache oder Serhildan". (...) UNTERSTÜTZUNG AUS BINGÖL Unterstützung hat die Kampagne für muttersprachlichen Unterricht auch von der Demokratie-Plattform Bingöl bekommen. Die Plattform erklärte, die Forderung nach Einführung von Kurdisch als Wahlfach an den Universitäten sei menschlich und demokratisch. Weiter heißt es in der schriftlichen Erklärung der Plattform, die sich aus KESK, DISK, TÜRK Is, Anwaltskammer, IHD und Beamtengewerkschaft zusammensetzt: "Die Universitäten als Nester der Wissenschaft müssen dieses Recht gesetzlich garantieren." ´UNTERSUCHUNGSKOMISSION` GEGEN MUTTERSPRACHE Auch die Repression gegen die Muttersprachen-Kampagne wird mit verschiedenen Methoden fortgeführt. Die Leitung der Anadolu-Universität in Eskisehir hat eigens für die 300 Studierenden, die am 14. Dezember 2001 Anträge auf Kurdisch als Wahlfach eingereicht hatten, eine Kommission eingerichtet, die mit Disziplinar-Untersuchungen begonnen hat. Die Studierenden wurden dazu aufgefordert, am 18. Januar ihre Aussagen abzugeben. Dazu erklärten die Betroffenen, die Untersuchung entbehre jeglicher gesetzlicher Grundlage: "Es ist schwer, den Sinn einer Untersuchung aufgrund eines Antrages zu begreifen, der in keinster Weise ein Vergehen beinhaltet." In Ankara ist von 16 Studierenden, die an der Hacettepe-Universität einen Antrag auf Kurdisch-Unterricht gestellt hatten und vor das Staatssicherheitsgericht (DGM) gestellt worden waren, einer nach Paragraph 169 [Unterstützung einer terroristischen Organisation] verhaftet und ins Gefängnis überstellt worden. Von den 300 Studierenden, die bei der zweiten grossen Verhaftungswelle an der 100.Yil-Universität in Van festgenommen worden waren, befinden sich 17 nach wie vor in Gewahrsam. (...) In
Hakkari wurde vom Gouverneur am 14. Januar eine Versammlung mit allen
Schuldirektoren durchgeführt, auf der gefordert wurde, Druck gegen
SchülerInnen auszuüben, um eine Beteiligung an der Kampagne
zu verhindern. Wie SchülerInnen des Gymnasiums in Hakkari mitteilten,
seien sie von LehrerInnen mit Schulverweis bedroht worden, damit sie keine
Anträge einreichen. In Istanbul dauert die Festnahme von Elternvertretern, die Anträge auf Kurdisch-Unterricht für ihre Kinder gestellt hatten, weiter an. Ihre Festnahmedauer wurde bis zum 17. Januar verlängert. Sie werden auf der Anti-Terror-Abteilung verhört. Die ElternvertreterInnen waren vor zwei Tagen bei Wohnungsrazzien festgenommen worden. |