Yedinci Gündem Online, 7. Februar 2002 Neuer Zusammenschluss von Familien ISTANBUL - Mit dem Ziel, muttersprachlichen Unterricht für ihre Kinder durchzusetzen, haben Eltern in Istanbul eine neue Organisationsform gegründet und erklaert: "Als Familien fordern wir, dass unsere Kinder in ihrer Muttersprache unterrichtet werden, sich in ihrer Muttersprache frei ausdrücken können und die dafür notwendigen gesetzlichen Regelungen sofort umgesetzt werden." Die neugegründete Elterninitiative hielt heute eine Pressekonferenz im IHD Istanbul ab, an der sich ungefaehr dreissig Familien beteiligten. Unterstützt wurde die Aktion von verschiedenen zivilgesellschaftlichen Organisationen, politischen Parteien, Intellektuellen und KünstlerInnen. Im Namen der Familien erklaerte Resul Serihan, zwischen dem Wunsch, sich in der Muttersprache auszudrücken und der Teilung eines Landes bestehe kein Zusammenhang. Im Gegenteil verfestige die kulturelle Ausdrucksfreiheit und als Teil davon die Sprachfreiheit die Einheit im gesellschaftlichen Leben. An das Parlament, die politischen Parteien, Intellektuellen, SchriftstellerInnen und die gesamte Gesellschaft richtete Serihan den Aufruf: "Alle Hindernisse der Freiheit der Muttersprache müssen abgeschafft werden. Ein kulturelles Leben muss ohne Verbote und Repressionen möglich sein. Unsere Kinder müssen ihre eigene Muttersprache angstfrei lernen können." Nicht Zerteilung sondern Vervollstaendigung Der
Künstler Sanar Yurdatapan, der sich zur Unterstützung an der
Pressekonferenz beteiligte, erklaerte. "Ich war zwölf Jahre
lang in Deutschland. Dort haben die Türken als eine Minderheit das
Recht auf muttersprachlichen Unterricht bekommen. Darüberhinaus sind
die Kurden hier keine Minderheit, sondern ursprüngliches Element
dieses Landes. Auch im Vertrag von Lausanne ist das deutlich festgelegt."
Die Einreichung von Gesuchen zu behindern, sei ungesetzlich, so Yurdatapan,
der weiterhin sagte: "Jetzt kommen sie und sagen, diese Idee stammt
von der PKK. Wenn das stimmt, dann bravo PKK. Und wenn es die Idee des
Staates ist, dann bravo Staat. Wer auch immer etwas richtiges zu sagen
hat, soll es sagen, denn wenn es richtig ist, besteht auch kein Problem."
Die Schriftstellerin Ayse Düzkan teilte mit, in der Türkei gebe
es Unterricht in englischer, französischer und deutscher Sprache.
"Das sind auslaendische Sprachen. Aber die Sprache unserer eigenen
Leute, unserer Geschwister verbieten wir. Auch wir als TürkInnen
sollten kurdisch lernen. Ich persönlich möchte, dass meinem
Kind kurdisch beigebracht wird." Der Schriftsteller Veysi Sarisözen
erklaerte, in Belgien seien zwei Sprachen gelaeufig, französisch
und flaemisch, und Belgien sei nicht geteilt. Die Diskussion um eine mögliche
Teilung der Türkei sei nicht ernst zu nehmen. |