Trauerzug zum Protest genutzt
Nach Suizid eines 35jährigen Kurden
KREFELD (RP). Weil er sich in der Nacht zum vergangenen Montag in der Anrather Justizvollzugsanstalt angeblich aus politischen Motiven erhängt hat, nutzten gestern einige Aktivisten der kurdischen Arbeiterpartei PKK die Trauerfeier für den 35 Jahre alt gewordenen Kazim Öztürk in Krefeld auch zu politischen Demonstrationen. Immer wieder skandierten Teilnehmer des Trauerzuges durch die Innenstadt Rufe wie „Deutsche Panzer raus aus Kurdistan!“.
Öztürk verbüßte in Anrath eine dreijährige
Haftstrafe wegen Brandstiftung in einem Reisebüro in Mainz und wäre
Anfang Dezember entlassen worden. In der Nacht zum Montag wurde er dann
aber erhängt in seiner Zelle aufgefunden. Für die Justizvollzugsbeamten
ein Rätsel, da er ständig guten Kontakt zu seiner Frau in Mainz
und zu anderen Verwandten gehabt habe.
Gegen 14 Uhr zogen gestern 300 Kurden (nach Polizeiangaben) mit einem
Bild des Toten vor das Krefelder Rathaus, zu Trauerfeier und Kundgebung
gebeten vom „Kurdischen Elternverein“. Als gegen 15 Uhr der mit der kurdischen
Fahne verhüllte Sarg aus Anrath eintraf, bewegte sich der Trauerzug
durch die Straßen. Gestern abend wurde der Sarg vom Düsseldorfer
Flughafen in die Türkei überführt. Um gegen mögliche
Auswüchse gewappnet zu sein, waren auch Polizeikräfte aus Mönchengladbach
und Wuppertal im Einsatz.
eb.-