Güllü Selcuk spricht über Verhaftung in der Türkei
Der Unterstützerin der "Samstagsmütter" war nach
Haft und Verurteilung Flucht gelungen
Die im Juli 1997 auf dem Flughafen in Istanbul
festgenommene türkischstämmige Berlinerin Güllü
Selcuk wird heute abend auf einer Veranstaltung
der PDS über ihre Verhaftung berichten. Im Mai
dieses Jahres war Selcuk von einem Istanbuler
Gericht wegen "Unterstützung einer illegalen
Organsisation" zu drei Jahren und neun Monaten
Haft verurteilt worden (taz berichtete). Da sie
Revision gegen das Urteil eingelegte, wurde sie
freigelassen, durfte die Türkei jedoch nicht
verlassen. Dennoch gelang ihr wenig später die
Flucht. Über die Berufung wurde bis heute nicht
entschieden.
Die türkischen Behörden werfen Selcuk die
Zusammenarbeit mit den "Samstagsmüttern" vor,
einer Organisation, die seit Mai 1995 jeden
Samstag gegen das Verschwindenlassen von
politischen Gegnern demonstriert. Im Gepäck der
Türkin mit deutschem Paß hatten die
Sicherheitsbeamten Fotos von Demonstrationen der
Samstagsmütter gefunden. Die Mutter von zwei
Kindern wollte mit diesen Fotos ein Ausstellung in
Berlin organisieren. Statt dessen erlitt sie
zunächst das Schicksal derer, für die sie sich
einsetzte. Während der Verhöre wurde sie mit
Stiefeln getreten und ihr Kopf gegen eine Wand
geknallt. Gegen den Rat ihres Verteidigers hat
Selcuk Anzeige gegen ihre Mißhandler erstattet.
Nach Angaben der türkischen
Menschenrechtsvereinigung IDH hatte die Polizei in
Istanbul am vergangenen Samstag ungefähr hundert
Menschen auf einer Demonstration der
Samstagsmütter festgenommen. Auf der heutigen
Veranstaltung wird neben Selcuk auch Karin
Hopfmann (PDS) über deutsche Abschiebeknäste
sprechen. Außerdem werden Gedächtnisprotokolle
verfolgter Frauen aus der Türkei und Kurdistan
vorgetragen.
Elke Eckert