*Achsenbildung in heißer Region*
*Türkei und Israel bauen Zusammenarbeit aus*
Von Jan Keetman, Istanbul
In die militärische Zusammenarbeit zwischen
der Türkei und Israel
wird nun auch Jordanien einbezogen, in ihre ökonomische
Kooperation
auch Ägypten. Als Gegengewicht rücken Griechenland,
Iran, Syrien und
Armenien näher zusammen.
Anläßlich des Besuches von Ministerpräsident Mesut
Yilmaz in Israel
und Jordanien wurde jetzt bekanntgegeben, daß die drei
Länder im
November das erste gemeinsame Manöver planen. Ankara soll
die Aus-
bildung jordanischer Piloten an F-16 Kampfflugzeugen übernehmen.
Und als symbolische Untermalung der neuen Allianz ritt ein jorda-
nischer Prinz und sein Gefolge über die türkische Grenze
in den
Kaukasus. Zu dieser militärischen Zusammenarbeit kommt die
wirt-
schaftliche, der sich auch Ägypten anschließen will.
So sollen z B.
bilaterale Verträge über die Entwicklung von genetisch
verändertem
Saatgut abgeschlossen werden. Außerdem drängt die
Türkei, das lange
gehegte »Friedenswasserprojekt« endlich umzusetzen:
Man will Israel
und Jordanien aufgestautes Euphratwasser verkaufen. So soll der
Streit um die knappen Wasservorräte zwischen Israel, Jordanien
und
den Palästinensern entschärft werden.
Nicht so positiv sieht das allerdings Damaskus, weil das kostbare
Naß sonst nach Syrien fließen würde. Die Landwirtschaft
des Landes
und zum Teil auch jene Iraks haben deshalb mit Wasserknappheit
zu
kämpfen. Auch die militärische Zusammenarbeit wird
zunehmend als
Bedrohung empfunden. Diplomaten vergleichen die Lage Syriens
in
diesem Zusammenhang mit der des Fleischklopses in einem Hamburger.
Doch nicht nur Syrien fühlt sich von der Zusammenarbeit,
hinter der
die Hand der USA zu erkennen ist, beeinträchtigt. Just zu
jenem
Zeitpunkt, da Mesut Yilmaz in Tel Aviv weilte, fand ein Treffen
zur
Verbesserung der wirtschaftlichen Kooperation zwischen dem Iran,
Griechenland und Armenien in Teheran statt. Hierzulande verstand
man dieses Treffen vor allem als gegen die Türkei gerichtet.
Tat-
sächlich ist schwer ersichtlich, welche rein ökonomischen
Fragen
gerade diese drei Länder exklusiv untereinander zu lösen
haben
sollten. So nahm der griechische Außenminister Theodoros
Pangalos
auch die Gelegenheit war, von Teheran aus das andere Bündnis
zu
kritisieren: »Die Türkei und Israel respektieren die
Entscheidungen
des UN-Sicherheitsrates nicht. Ich kann nicht sehen, wie ihre
Zu-
sammenarbeit zum Heil der Region beitragen soll.« Ministerpräsident
Mesut Yilmaz hat umgehend mit scharfen Worten auf die Kritik
gegen
die wachsenden israelisch-türkischen Militärbeziehungen
reagiert.
Sein Amtskollege Benjamin Netanjahu dagegen wiegelte ab: "Vielleicht
hat das von mir verwendete Wort Achse einen falschen Eindruck
ver-
mittelt"
Syrien war zwar nicht auf dem Teheraner Treffen vertreten, unterhält
aber gute Beziehungen zu Iran. Beunruhigt über die türkisch-isra-
elischen Beziehungen einerseits und die türkische Wasserverknappung
sowie ständige Präsenz türkischer Truppen in Nordirak
andererseits
kann auch Bagdad jenen zugerechnet werden, die gegen das Bündnis
op-
ponieren. Die geplante Instandsetzung der Ölpipeline durch
Syrien
zum Mittelmeer, die 1982 während des irakisch-iranischen
Krieges von
Syrien unterbrochen wurde, ist ein deutliches Zeichen, daß
die Not
die feindlichen Baath-Regimes in Bagdad und Damaskus wieder zusam-
menbringt. Der Türkei droht so der Verlust der Einnahmen
aus dem von
der UNO genehmigten Transport irakischen Öls zum Mittelmeer.