© Kölner Stadt-Anzeiger 21.9.1998
Demonstration
Ein Protestzug gegen das Asylrecht
Die "Karawane für die Rechte der Flüchtlinge und Migranten" endete
in
Köln
Von Clemens Schminke
Rund 2000 Demonstranten haben am Samstag mit einem Marsch vom Ebertplatz
zum Dom
gegen die Benachteiligung von Menschen ausländischer Herkunft in Deutschland
protestiert. Es
war der Höhepunkt und Abschluß der bundesweiten Aktion "Karawane
für die Rechte der
Flüchtlinge und MigrantInnen" - ein Zug durch 45 Städte, der
Mitte August in Bremen gestartet
war. In Köln wurde die Aktion unter anderem vom Netzwerk "Kein Mensch
ist illegal", dem
"Runden Tisch für Ausländerfreundlichkeit" und vom "Kölner
Appell gegen Rassismus"
mitgetragen.
"Es war toll; wann hat man schon eine Situation, wo alle zusammen auf die
Straße gehen", sagte
Albrecht Kieser von "Kein Mensch ist illegal" zur Beteiligung der verschiedenen
Gruppen. So
nahmen etwa zahlreiche tamilische Flüchtlinge aus Sri Lanka teil,
Vertreter türkischer,
kurdischer sowie iranischer Organisationen, und aus der "Landesgemeinschaftsunterkunft"
Tambach-Dietharz in Thüringen war ein ganzer Bus togolesischer Flüchtlinge
angereist.
Einendes Motto war "Wir haben keine Wahl, aber wir haben eine Stimme" -
und die wurde
immer wieder erhoben, gegen das neue Asylrecht und Abschiebungen, gegen
"Illegalisierung"
von Flüchtlingen und Vorenthaltung des Wahlrechts für Migranten,
kurz: für eine Änderung der
Migrationspolitik. Auch Einzelfälle kamen zur Sprache. Auf dem Ebertplatz
berichtete zum
Beispiel ein Kurde, dessen Asylantrag Anfang des vergangenen Jahres abgelehnt
worden ist,
von seinem Weg vom illegalen Aufenthalt über das Kirchenasyl in die
Abschiebehaft, in der er
wegen "furchtbarer Zustände" in den Hungerstreik getreten sei. Erst
seit ein paar Tagen sei er
wieder auf freiem Fuß.
Auf dem Roncalliplatz fand der Protest, unterbrochen von musikalischen
Darbietungen, seine
Fortsetzung. Die Themen der Redebeiträge reichten von der Ausländerpolitik
der
Bundesregierung, die hart kritisiert wurde, bis zur besonders schwierigen
Lage von
Flüchtlingsfrauen. Allerdings sorgte nicht zuletzt der Regen dafür,
daß die Demonstranten sich
rasch verliefen und bald nur noch wenige Menschen vor der Bühne standen.
Am Sonntag zogen die "Karawane"-Organisatoren auf einem Kongreß im
VHS-Forum Bilanz
ihrer Aktion, die im nächsten Jahr in größerem Maßstab
wieder stattfinden soll. Der Tag klang
aus mit einem "politischen Nachtgebet" in der Antoniterkirche, an dem Vertreter
der
französischen Flüchtlingsinitiative "Sans Papiers" teilnahmen.