Flüchtlingskarawane in
Köln beendet
Organisatoren planen europaweite
Aktionen im nächsten Frühjahr
»Die Stimmung gegen Flüchtlinge
und Migranten hat sich in Deutschland in den vergangenen Jahren verschärft«,
lautet das Resümee der Teilnehmer
an der »Karawane für
die Rechte der Flüchtlinge und Migranten«, die seit Mitte August
durch 44 Städte der Bundesrepublik gezogen ist.
Auf der Abschlußkundgebung
betonte Adnan Keskin vom »Kölner Appell gegen Rassismus«
vor 2 500 Zuhörern, daß »Rassismus nicht nur ein
Problem der Flüchtlinge und
Migranten, sondern der ganzen Gesellschaft« sei. Deshalb seien alle
aufgefordert, für »Demokratie und die Würde der
Menschen« einzutreten. Dazu
gehörten auch die vollen Bürgerrechte für Migranten, die
schon seit Jahrzehnten hier lebten, erklärte Keskin den
Zuhörern auf dem verregneten
Platz zu Füßen des Kölner Doms. Die rigide Ausländer-
und Asylpolitik, die auch dann nicht von Abschiebungen
absehe, wenn den Betroffenen im
Zielland Folter, Gefängnis oder sogar Tod drohen, lasse vielen keine
andere Wahl, als in die Illegalität
abzutauchen. »Knapp fünfzig
Jahre nach der Unterzeichnung der Genfer Flüchtlingskonvention ist
das Recht auf Asyl in Deutschland faktisch
abgeschafft«, so die Erklärung
der Karawane.
John Stewart, Gast der britischen
Flüchtlingsorganisation NCADC, verdeutlichte die europäische
Dimension dieser Ausländerpolitik. Asylbewerber
sollen nun auch in Großbritannien
lediglich Sachleistungen zum Lebensunterhalt bekommen. »Die Hoffnungen
der Flüchtlinge auf den
Regierungswechsel sind der harten
Realität unter New Labour gewichen«, so Stewart. Allein die
jährliche Abschieberate habe sich um mehr als 20
Prozent erhöht.
Eva Schaaf, Sprecherin von »Kein
Mensch ist illegal«, ging auf die Erfolge der Kampagne in Nordrhein-Westfalen
ein. Dort sei es gelungen, seit
Januar mit dem Wanderkirchenasyl
die Abschiebung von mehreren hundert kurdischen Flüchtlingen zu verhindern.
Zur Zeit befänden sich 240 von
ihnen in insgesamt 50 evangelischen
und katholischen Gemeinden. In Zukunft sei es wichtig, sich »mit
sozialen Bewegungen zu vernetzen, die den
antirassistischen Konsens tragen«.
Auf einen konkreten Anlaß,
die Vernetzung anzugehen, verwies ein Sprecher des bundesweiten Treffens
zur Vorbereitung des »Gipfelsommers
99«. Im Juni des kommenden
Jahres finden innerhalb von zwei Wochen sowohl der EU-Gipfel als auch der
Weltwirtschaftsgipfel in Köln statt.
Flüchtlinge und Migranten
wurden aufgefordert, sich an den Vorbereitungen zu beteiligen, denn »nächsten
Sommer gibt es die Gelegenheit, unseren
Freunden und Feinden zu zeigen,
wie viele wir sind«.
Gerhard Klas