5 000 Tamilen droht Abschiebung
Abschlußkongreß der
Flüchtlingskarawane kündigt heißen Sommer '99 an
Am Sonntag nahmen mehr als 200
Menschen am Abschlußkongreß der »Karawane für die
Rechte der Flüchtlinge und MigrantInnen« in Köln teil.
»Was uns, Kurden, Afrikaner,
Tamilen und alle anderen Teilnehmer verbindet, ist die Kultur der Freiheit
und des Widerstands«, leitete ein Sprecher
des Internationalen Menschenrechtsvereins
IMRV aus Bremen die Sitzung ein. »Abschiebungen sind eine der stärksten
Waffen unserer Gegner, die
damit unsere individuelle Existenz
zerstören«, faßte Aki Mohammadi, Karawaneteilnehmer, seine
Eindrücke zusammen. Deshalb müßten
»schützende Strukturen
für alle von Abschiebungen Betroffenen« geschaffen werden.
Iman Kaya, Vertreter der »Föderation
für demokratische Rechte in Deutschland«, warnte davor, das
Problem des Rassismus auf
Neonazi-Gruppen zu beschränken.
»Flüchtlinge leiden vor allem unter dem staatlichen und von
vielen Parteien geschürten Rassismus.« Ein Sprecher
des französischen Flüchtlingsnetzwerks
»Sans Papiers« erklärte, daß »Deutschland
Vorreiter bei der Ablehnung von Asylgründen« sei.
Neben Vertretern kurdischer und
afrikanischer Organisationen sprachen vor allem tamilische Flüchtlinge
über den zunehmenden Druck, den
Behörden und Politiker in
Deutschland ausüben. Von 60 000 in Deutschland lebenden Tamilen seien
5 000 akut von Abschiebung bedroht, obwohl
ihnen bei ihrer Ankunft auf Sri
Lanka Inhaftierung, Folter und Tod drohen, erklärte ein Sprecher der
Tamilen. Deutsche Behörden bezeichnen
Colombo, die Hauptstadt auf Sri
Lanka, als sicheren Ort für Tamilen. Doch auch dort seien allein 1997
mehr als 1 200 tamilische Zivilisten
festgenommen worden.
»The Voice«, eine Flüchtlingsorganisation
aus Thüringen, die sich aus verschiedenen afrikanischen Mitgliedern
zusammensetzt, hat den Kampf gegen
die Isolation von Asylbewerbern
in Auffanglagern ins Zentrum ihrer Aktivitäten gestellt. Als exemplarisches
Beispiel für die Grausamkeit solcher
Lager berichteten sie aus Tambach-
Dietharz in Thüringen, wo Flüchtlinge überlagerte Lebensmittel
zu sich nehmen müßten. Obwohl Ärzte attestiert
hätten, daß dies bereits
zu Gesundheitsschäden geführt hätte, würde die Versorgung
mit dieser Art von »Sachleistungen« weiter fortgesetzt.
»Rassistische Politik setzt
an den schwächsten Gliedern der Gesellschaft an«, erklärte
ein Sprecher der »Sans Papiers« aus Frankreich. »Bevor
wir
jedoch von Widerstand sprechen,
müssen wir uns sichtbar machen«, meinte der Vertreter der »Sans
Papiers« und forderte die Konferenzteilnehmer
auf, nie zu akzeptieren, »versteckt
leben zu müssen«.
Für das nächste Jahr
kündigte ein Sprecher des IMRV »einen langen, heißen Sommer
gegen Rassismus an«. Im Hinblick auf die zu erwartenden
Massenabschiebungen von Tamilen
nach Sri Lanka und Kurden in die Türkei empfahl ein Redner, die Karawanestrukturen
zu nutzen, um das
Kölner Modell des Wanderkirchenasyls
auch auf andere Regionen der Bundesrepublik auszuweiten.
Gerhard Klas