Nordirak
Einigung der Kurden macht Ankara mißtrauisch
öhl ATHEN, 27. September. Als Reaktion auf die jüngste in
Washington unterzeichnete Übereinkunft der verfeindeten Kurdenfraktion
in Nordirak will die Türkei jetzt ihre Beziehungen mit Bagdad verbessern.
Vizepremier Bülent Ecevit kündigte am Wochenende an, der seit
1992 vakante Posten des türkischen Botschafters in der irakischen
Hauptstadt werde in Kürze neu besetzt. Ecevit erwartet auch die Entsendung
eines irakischen Botschafters nach Ankara.
Das unter Vermittlung von US-Außenministerin Madeleine Albright
ausgehandelte Friedensabkommen zwischen der Demokratischen Partei Kurdistans
(KDP) und der Patriotischen Union Kurdistans (PUK), die sich zuvor blutige
Kämpfe geliefert hatten, sieht unter anderem Neuwahlen zu einer kurdischen
Regionalversammlung in Nordirak vor. Die Golfkriegsalliierten hatten
dort 1991 eine Schutzzone für die Kurden eingerichtet. Die Aussicht
einer Selbstverwaltung der irakischen Kurden schreckt Ankara vor allem
wegen der Autonomiebestrebungen der eigenen kurdischen Volksgruppe.
Die Türkei werde das Kurden-Abkommen keinesfalls billigen, erklärte
Ecevit. Er fürchte, mit der Übereinkunft würden künftige
Operationen der türkischen Streitkräfte gegen mutmaßliche
Stützpunkte der (türkisch) kurdischen Arbeiterpartei PKK in Nordirak
unmöglich. Die KDP hatte die türkische Armee bei Offensiven gegen
die PKK in Nordirak unterstützt. Nach der Einigung mit der PUK ist
dieses Bündnis aber fraglich geworden.