Gesetz könnte Bill Clinton zum Sturz des irakischen Diktators verpflichten
US-Kongreß will Entmachtung Saddam Husseins finanzieren
Vorstoß der Republikaner zur Unterstützung von Oppositionsgruppen
stößt auch bei Demokraten auf Zustimmung
Washington (dpa/Reuters/AP) – Abgeordnete der Republikanischen Partei
im US-Kongreß wollen Finanzmittel einsetzen, um den Sturz des irakischen
Präsidenten Saddam Hussein herbeizuführen. Einen entsprechenden
Gesetzentwurf legte der Ausschußvorsitzende für internationale
Beziehungen, Ben Gilman, im Parlament vor. Danach sollen umgerechnet knapp
170 Millionen Mark zur Unterstützung von irakischen Oppositionsgruppen
bereitgestellt werden, die aktiv eine Entmachtung Saddams betreiben.
Im Senat ging die Initiative unter dem Titel „Iraq Liberation Act“
(Gesetz zur Befreiung Iraks) vom republikanischen Mehrheitsführer
Trent Lott aus, der von mehreren demokratischen Kollegen unterstützt
wird. Lott sagte, es sei an der Zeit, offen von der politischen zur militärischen
Unterstützung der Saddam-Gegner überzugehen, damit Saddam aus
dem Amt entfernt werde. Das Gesetz würde die USA offiziell zum Sturz
des irakischen Regimes verpflichten. Die Regierung von US-Präsident
Bill Clinton hat sich bislang nicht zu einem solchen Schritt bereitgefunden.
Eine Stellungnahme war vom Weißen Haus zunächst nicht zu erhalten.
Lott und der Ausschußvorsitzende Gilman gehören zu den schärfsten
Kritikern Bill Clintons, dem sie eine zu lasche Gangart gegenüber
dem Irak vorwerfen.
Im Abgeordnetenhaus erhoffen sich die Republikaner ebenfalls Zustimmung
von zahlreichen Demokraten. In Lotts Gesetzentwurf wird auch die
Schaffung eines internationalen Kriegsverbrechertribunals unter dem Dach
der Vereinten Nationen gefordert, um Saddam und anderen irakischen Führern
den Prozeß zu machen. Zur Begründung wird unter anderem auf
die Verfolgung und Ermordung von Zehntausenden Kurden verwiesen. Über
die Verteilung der Gelder an bestimmte Oppositionsgruppen soll der Vorlage
zufolge die Regierung selbst entscheiden. Zwei Millionen Dollar sollen
für die Ausstrahlung von Radioprogrammen in den Irak ausgegeben werden.
Nach einem Bericht der Washington Post vom Mittwoch könnte der
Irak dem Ziel, Atommacht zu werden, erheblich näher sein als bisher
angenommen. Demnach soll Bagdad die Entwicklung von drei oder vier
atomaren Sprengkörpern von je 20 Kilotonnen Stärke gelungen sein.
Gelänge Bagdad die Beschaffung des Nuklearkerns aus angereichertem
Uran, sei der Bau der Bombe eine Frage von Tagen oder Wochen, so berichten
von der Zeitung befragte unabhängige Experten.
Der Generalstab der amerikanischen Streitkräfte warnte in Washington
bei einer Anhörung vor dem Kongreß, die Armee trage Zeichen
„ernster Abnutzung“. Die Einsatzbereitschaft sei angespannt und der langfristig
gute Zustand der Truppen in Gefahr, sagte General Henry Shelton. Vor allem
der Nachschub und die Modernisierung litten unter Geldmangel. Nach Angaben
des Generalstabs sind die US-Streitkräfte aber jederzeit einsatzbereit.