Türkei fordert mehr als „Signale“
PKK-Chef hält sich möglicherweise doch noch in Syrien auf
Von Gerd Höhler
ATHEN, 15. Oktober. Der Konflikt zwischen der Türkei und Syrien
ist nicht beigelegt. Der um eine Vermittlung bemühte ägyptische
Außenminister Amre Mussa hatte zwar am Montag der Regierung in Ankara
eine Botschaft Syriens überbracht, wonach Damaskus die Aktivitäten
der kurdischen Arbeiterpartei PKK auf syrisch kontrolliertem Territorium
unterbinden wolle. „Signale und Anzeichen“ aber, sagt der türkische
Außenminister Ismail Cem, reichten nicht aus. Syrien müsse seine
Unterstützung für die PKK nachweislich beenden. Türkische
Politiker und Militärs hatten indirekt mit Krieg gedroht, wenn Syrien
der PKK nicht Einhalt gebiete.
Noch am Dienstag abend hatte der türkische Verteidigungsminister
Ismet Sezgin erklärt, es gebe Anzeichen, wonach Syrien die Ausbildungslager
der PKK im Bekaa-Tal bereits geschlossen und PKK-Chef Abdullah Öcalan
Syrien verlassen habe. Nach einem Bericht der in Ankara erscheinenden Turkish
Daily News, die sich auf Informationen aus kurdischen Exil-Kreisen in Westeuropa
beruft, hält sich Öcalan aber weiter in Syrien auf. Die syrischen
Behörden hätten den PKK-Chef in „Schutzhaft“ genommen, um einen
Anschlag türkischer Agenten zu verhindern, schrieb das Blatt. Die
syrische Regierung bemühe sich, für Öcalan, den man als
Faustpfand in den bilateralen Streitfragen mit der Türkei betrachte,
einen „sicheren Aufenthaltsort“ zu finden.