Blue Window Switzerland  16. Oktober 1998
 
 

Die Türkei feiert in Lausanne die Gründung ihres Staates

(sda/bs)   Unter grossen Sicherheitsvorkehrungen finden in Lausanne die zweitägigen Feiern zum 75. Jahrestag der türkischen Staatsgründung statt. Staatssekretär Franz Blankhart lobte die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen der Schweiz und der Türkei.

Zu Beginn der Konferenz der Europäischen Vereinigung der türkischen Akademiker EATA in Lausanne sprach Blankhart auch die menschenrechtliche Situation in der Türkei an. Alle Fortschritte auf diesem Gebiet und im Bereich des Umgangs mit politischen Minderheiten stärkten die politische Stabilität in Europa. Die Konferenz zum Thema „Die Türkei in ihrem ersten Jahrhundert 1923 bis 2023“ wird am Samstag fortgesetzt.
Wunsch nach Gewaltverzicht
Bereits am morgen war Hikmet Cetin, Präsident des türkischen Parlamentes, von Ständeratspräsident Ulrich Zimmerli (SVP/BE) und einer Schweizer Parlamentarierdelegation in Bern empfangen worden. Die Schweizer Delegation äusserte den Wunsch, dass
die Parteien im Kurdenkonflikt auf Gewalt verzichten und im Dialog nach Lösungen suchen.
Für den Empfang durch den türkischen Botschafter Taner Baytok und die EATA im Palais de Rumine in Lausanne wurden am Freitag abend rund 200 Personen erwartet. Auf der Gästeliste befanden sich unter anderem ein Vertreter des Eidg.
Departementes für auswärtige Angelegenheiten EDA und Jean-Claude Mermoud als Vertreter des Waadtländer Staatsrates.
Die Lausanner Stadtregierung nahm am Empfang nicht teil.
Vertrag von 1923
Mit den Lausanner Verträgen war zwischen den Siegern des Ersten Weltkrieges und General Kemal Atatürk am 24. Juli 1923 der sogenannte Orientfriede besiegelt worden. Er sicherte der modernen Türkei die internationale Anerkennung.
Die Kurden und Armenier betrachten sich als Opfer dieses Vertrages, der die Existenz ihrer Völker verneint. Deshalb wollten die beiden Gruppierungen am Freitag gegen die Feiern demonstrieren, was ihnen aber von den kantonalen und städtischen Behörden verboten wurde. Um die Sicherheit der Konferenz und des Empfangs zu garantieren, haben Stadt- und Kantonspolizei ein grosses Sicherheitsdispositiv auf die Beine gestellt.