Auch gut zwei Monate nach ihrer Flucht in die Obhut des Blieskasteler
Klosters zeichnet sich für die Kurdin Fatma Yesin und ihre vier Kinder
kein Ende des Kirchenasyls ab.
Blieskastel/Saarbrücken (ag). Familienvater Hassan Yesin und die
beiden ältesten Kinder Hüsseyin und Zahide waren in der Nacht
vom 2. auf den 3. August von der Polizei in die Türkei abgeschoben
worden (wir berichteten). Der zur Fahndung ausgeschriebene Rest der Familie
war daraufhin untergetaucht, bis Fatma Yesin mit ihren Kindern schließlich
am 14. August ins Kirchenasyl flüchtete. „Obwohl es uns nicht
um die Gewährung von Asyl geht, sondern um die Zukunft der hier in
Deutschland vollkommen integrierten Kinder“, argumentiert Ünal Kurtdogmus,
ein Freund der Familie, „gibt es gerichtlich wohl keinen Weg mehr.“ Das
machte auch das Innenministerium in Saarbrücken deutlich: „Die Rechtsmittel
sind ausgeschöpft“, hieß es auf Anfrage unserer Zeitung.
Außerdem müsse klar sein, daß es so etwas wie ein „Gnadenrecht“
des Innenministers nicht gebe. Mit Blick nach Bonn machte die Pressestelle
des Innenministeriums indessen auf einen Hoffnungsschimmer für die
Kurden aufmerksam: Die neue Bundesregierung erwäge nämlich früher
oder später eine Änderung des Ausländerrechts. Dabei
gehe es insbesondere um mehr Handlungsspielraum bei den sogenannten „Altfällen“,
wozu denn auch die Familie Yesin gezählt wird. Nicht weit genug geht
dies dem Unterstützerkreis aus rund 25 Blieskasteler Bürgern,
der unter anderem die Versorgung der Yesins mit Lebensmitteln und die Bereitschaft
zweier ortsansässiger Ärzte organisiert hatte. „Jeden Tag kommt
ein Lehrer vorbei und lernt mit den Kindern“, beschreibt Ünal Kurtdogmus
die noch immer anhaltende Hilfsbereitschaft. Ständig hätten die
Yesins in ihrem Kellerraum Besuch von Verwandten und Freunden. Die
Kinder spielen jetzt auch im Klostergarten, da sie sich hier sicher fühlen.
Der Schulunterricht, das Fußballtraining und ähnliches sind
jedoch nach wie vor unmöglich. „Gesundheitlich und auch moralisch
ist eigentlich alles in Ordnung“, weiß Kurtdogmus, „wenn auch immer
wieder einmal Tränen fließen.“
Große Hoffnungen setzt Familie Yesin nun auf einen Antrag auf
„Erziehungshilfe“. Damit soll erreicht werden, daß zumindest die
drei ältesten Kinder bei Pflegeeltern unterkommen, so Kurtdogmus.
Der erste Antrag sei vom Saarpfalz-Kreis bereits abgelehnt worden; das
Widerspruchsverfahren laufe noch.
Der Yesin-Unterstützerkreis trifft sich jeden Dienstag um 18.30
Uhr im Blieskasteler Gasthaus Schwalb.