In der Zeitung »Özgür Politika« wurde am 7. Oktober
ein Foto abgedruckt, daß die Zusammenziehung türkischer Streitkräfte
an der syrischen Grenze zeigt. Auf diesem Foto zu sehen ist ausnahmslos
Kriegsgerät »made in Germany«: Schützenpanzer des
Typs MTW 113, zum Teil sogar noch mit weißem Sichtkreuz versehen,
wie es nur bei den deutschen, aus Bundeswehrbeständen gelieferten
Panzern zu sehen ist. Außerdem zeigt das jüngste Foto Daimler-Benz-
Militär-Unimogs und MAN-Militärfahrzeuge. Diese Dokumentation
des vertragswidrigen Einsatzes deutscher Waffen im Kriegsgebiet ist nicht
neu. In der Vergangenheit gab es unzählige Belege, Fotos, Filmaufnahmen
und Zeugenaussagen, die deutlich machten, daß die Zusicherung der
türkischen wie der deutschen Regierung, deutsche Waffen würden
nicht eingesetzt, nicht der Wahrheit entsprachen.
Die verteidigungspolitische Sprecherin der bündnisgrünen
Bundestagsfraktion, Angelika Beer, erklärte dazu, daß der Stopp
aller Waffenlieferungen »spätestens hätte erfolgen müssen,
als der Einsatz deutscher Waffen gegen die kurdische Zivilbevölkerung
nachgewiesen wurde«.
Nun belegen Fotos zum wiederholten Mal, daß deutsche Waffen vertragswidrig
und bei einer das Völkerrecht mißachtenden Aktion gegen das
Nachbarland Syrien im Einsatz sind. »Ist die Bundesregierung blind
und taub oder lügt sie einfach nur?« Diese Frage stellt sich
der SPD-Bundestagsabgeordnete Hans Wallow. Er äußert sein Unverständnis,
»daß die Türkei Waffen aus Deutschland erhält, obwohl
das planmäßige Vorgehen des türkischen Militärs gegen
die kurdische Bevölkerung fast täglich für Schlagzeilen
sorgt«.
Zu dem neuen Foto erklärt Thomas Klein, Pressereferent der in
Wiesbaden ansässigen, bundesweiten Kampagne gegen Rüstungsexport:
»Wenn die neue Bundesregierung ihre in der Vergangenheit durch die
außen- und verteidigungspolitischen Sprecher gemachten Äußerungen
auch nur ein bißchen ernst nimmt, kommt sie nicht umhin, ein sofortiges
Waffenembargo gegenüber der Türkei zu verhängen.
(jW 23.10.)