War es doch Brandstiftung?
Schweden trauert um die 60 Opfer von Göteborg
Von INGRID RAAGAARD
Kopenhagen Ahmed al Mofti ist kurdischer Krisenmitarbeiter in
Göteborg. Seit der Brandkatastrophe in der Nacht zum Freitag, als
60 Jugendliche bei einem Diskotheksbrand ihr Leben verloren und 161 zum
Teil schwer verletzt wurden, steht er als gläubiger Moslem allen betroffenen
Angehörigen zur Verfügung. Er versucht zu trösten, auch
wenn die Trauer der Eltern kaum abzubauen ist. Obwohl er so Zeuge vieler
menschlicher Tragödien wird, kann er in dieser verzweifelten Situation
noch etwas Positives erkennen: „Alle in Schweden sprechen fast nur von
den Toten als schwedische Jugendliche. Als Ministerpräsident Persson
dann in seiner Rede sogar ausschließlich von ,schwedischen Jugendlichen’
sprach, empfand ich einen Moment lang sogar Freude. Man erlebt im Moment
ein großes Zusammengehörigkeitsgefühl.“
Am Ort des Geschehens, in einem Vorort von Göteborg, brannten
am Wochenende Hunderte von Kerzen, zahlreiche Blumensträuße
wurden niedergelegt. Die Sonderkommission, zu der 170 Beamte gehörten,
ist der Brandursache noch nicht auf die Spur gekommen. Nur eines wurde
deutlicher und deutlicher: Eine Brandstiftung kann nicht mehr ausgeschlossen
werden. Die schwedische Zeitung „Expressen“ behauptete sogar, daß
die Polizei einen Augenzeugen gefunden hatte, der die Brandstifter gesehen
hat. Kommentieren wollte die Soko das gestern nicht. Polizeisprecher Mats
Glansberg: „Man muß sehr, sehr aufpassen, bevor man was Definitives
sagt.“
Die Aussage des Diskjockeys Zuhir Hersi (16) wird aber trotzdem seit
Samstag besonders gründlich untersucht. Zuhir: „Mein Freund Robert
roch Rauch, ich öffnete den Notausgang zur Treppe. . ., alles stand
in Flammen.“ Robert kann das nicht mehr bestätigen, er starb in den
Flammen, als er aus einem der vergitterten Fenster klettern wollte und
von einem verzweifelten anderen Jugendlichen wieder nach unten gezogen
wurde. Die Feuerwehr bestätigte gestern, daß die Treppe vor
dem Notausgang besonders stark brannte.