AZADI RECHTSHILFEVEREIN
für Kurdinnen und Kurden in Deutschland

2.November 1998
Mitteilung an die Presse
 

Selbstverbrennung des kurdischen politischen Gefangenen Barzan Öztürk in der JVA Stuttgart Stammheim
 

Am 1. November 1998 um ca. 14.00 Uhr verbrannte sich Barzan Öztürk selbst. Er liegt lebensgefährlich verletzt in einem Krankenhaus. Es wird sich in den nächsten Tagen herausstellen, ob er überleben wird.

Am Montag wurde bekannt, daß er in einem Brief seine Beweggründe dargelegt hat. Daraus geht hervor, daß er aus Protest gegen die jahrelange Unterdrückung des kurdischen Volkes durch die Türkei, gegen das versuchte Attentat vom 9. Oktober auf Abdullah Öcalan, den Vorsitzenden der Arbeiterpartei Kurdistans, PKK, und aus Solidarität zu den Selbstverbrennungsaktionen mehrerer PKK-Gefangener in den türkischen Gefängnissen sich selbst anzündete.

Barzan Öztürk war am 21.08.1998 in Kleve an der holländischen Grenze aufgrund ungültiger Papiere festgenommen worden und seitdem in der JVA Stammheim inhaftiert. Am 29. Oktober erhielt er eine achtmonatige Bewährungsstrafe. Direkt im Anschluß an den Prozeß nahm man ihn aufgrund einer fehlenden Aufenthaltsgenehmigung in Abschiebehaft. Ein Asylfolgeantrag wurde von seinem Anwalt sofort gestellt.

Barzan Öztürk stammt aus dem kurdischen Ort Agri. Aus seiner politisch aktiven Familie beteiligten sich viele Angehörige am Befreiungskampf und fielen. Weitere Angehörigen sind zur Zeit Gefangene in den türkischen Gefängnissen. Auch Sema Yüce, die sich am Newroz-Tag im März 1998 ebenfalls im Gefängnis aus Protest anzündete, gehört zu seiner Familie.

Der Rechtshilfeverein AZADI fordert, daß die deutsche Regierung endlich zu einer anderen Politik gegenüber der Türkei findet. Auch in Deutschland muß die Kriminalisierung kurdischer AktivistInnen beendet werden. Eine Aufhebung des PKK-Verbotes ist längst überfällig.
 
 
 
 

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